Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 195.jpg

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Ensboden / etc. und auff den Bergen gute Viehwaide / also daß das Vieh den gantzen Sommer über auff solchen hohen Alben / oder Alpen / erhalten / und mit Schmaltz / und Käsen / grosser Nutz geschafft wird; und auff welchen man auch herrliche Kräuter / und Mineralien / findet. Und ist der Lufft viel gesünder / als in Unter-Steyer / da es gerne Fieber / und Ungarische Kranckheiten gibt / und die Pest öffters daselbst regieret. Man hält zwar das Obere für gröber; aber an guter Tractation / saubern und guten Betten / auch gesunden Wasser / will man solches dem Untern fast vorziehen; wiewol es auch allda Wasser gibt / so getruncken die Kröpffe verursachen; aber die Inwohner wissen sich darvor wol zu hüten / und auß gesunden Wassern zu trincken; darunter auch Theils für Kranckheiten seyn. Keinen Weinwachs hat es in Ober-Steyer / und ist das Bier schlecht / aber man bringt genug / und guten Wein auß Unter-Steyer / so sie den Marchwein nennen. Die vornehmste Wasser der gantzen Steyrmarck / seynd die Muer / und die Drab / oder Troa / Dravus. Die Muer durchrinnet das gantze Land seiner Länge nach / und / wie Theils vermeynen / auff die 30. Meil wegs / weilen es an etlichen Orten viel Krümme hat. Siehe von berühmten Wassern im Land Steyer / Leonhart Thurneissern zum Thurn / in seinem Buch von allerhand Wassern / lib. 5. cap. 58. seqq. Was die Stände anbelangt / so seynd von Praelaten / der Bischoff von Seccau / ins gemein zu Leibnitz genant; die Aebbte zu Rain / S. Lamprecht / Admundt oder Admont / in dem Neuberg: Die Commendereyen zum Sontag / zu Fürstenfeld / und Melling; die Pröbste zu Seccau / Varau / Pela / Stäntz / und Rottenmann; und dann die Abbtissin zu Göß. Der berümbte Ort Mariae Zell / dahin viel Wallfahrten geschehen / liegt an den Steyrisch- und Oesterreichischen Gräntzen / auff S. Pölten zu / aber noch im Land Steyer / so Anno 1464. von den Soldaten / wie Gerhardus de Roo schreibet / geplündert worden ist. Man räiset im Land Steyer von Kapfenberg auß / allezeit in einem Thal / zwischen den hohen Bergen / da man aber unterwegs / gute Herbergen / und Wirtshäuser / findet / biß man nach Zell kommet / so ein Dorff ist / und darinn eine Kirch / sampt zugehörigen Personen. Der Schatz solcher Kirchen wird gar hoch gehalten; der aber / bey diesen Kriegszeiten / vielleicht anderswo verwahret werden mag. Man soll von dannen / noch bey die 5. Meilen / nach gedachter Statt S. Pölten in Oesterreich / haben; davon wir gleichwol keinen eygentlichen Bericht / weil wir dieser Orten auß Kapfenburg nie gewesen / geben können. Einer sagt / es liege dieses Zell 18. Meilen von Wien / und komme man auff besagt S. Pölten. Wann deme also wäre / so müste solches Zell mehr als 5. Meilen von S. Pölten liegen. Was den Steyrischen Adel anbelangt / so ist von solchen Cyriacus Spangenberg / im ersten Theil deß Adelspiegels im siebenden Buch / und 23. Capitel / zu lesen / allda er auch sagt / daß der Steyrer Adel unter denen Nationen / und Landen / so unter dem Oesterreichischen Nahmen begriffen / für andern / in den Schlachten / den Angriff zu thun / den Vorzug gehabt. Und seynd / neben andern mehrern Adelichen Geschlechten / deß hohen und niedern Adels / im Hertzogthum Steyer / noch der Zeit / wie neulich berichtet worden / die Herren Amman / von Ammanseck / die von Attimis / die Brandner / Breyner / Brunner / Buderer / von Croneck / Dietrichstein / Egartner / von Eggenberg / Eybißwald / Falbenhaupt / Färber / von Gallenberg / Gäller / von Gaißruck / Gera / Gleispach / Gabelkofer / Gällen / von Glojach / Globitzer / Hagen / von Herberstein / Idenspreug / Jechlinger / Jochner / von Kaynach / Kleindienst / Kiesel / von Kienberg / Kuchler / Kulman / von Lengheim / Lemsitz / Leyser / Mascon / von Meilleck / Neuhauß / Mindorff / Mörspurg / Mörtzer / von Mößheim / Offenheim / Parr / Pircker / Prag / Pranck / Radmanstorff / Ramschüssel / von Rauchenberg / Regal / Rilko / Ringsmaul / von Rothal / die Sauer / die von Saurau / Scherffenberg / Schwartzenberg / Schneeweiß / Schrantzen / Schrampffen / die von Schrottenbach / Schaffman / Sellen / von Silberberg / Stadl / Stibich / Stircken / Steinbeiß / Steinach / von Stubenberg / Tanhausen / Tättenbach / Teuffenbach / Trautmanstorff / Vetter / Vrsenpeck / Wagen von Wagensperg / von Werdenberg / Wepler / Wintershoffer / Zach / Zebinger / Zedtlitz / Zolner / etc. bey nächster im Land fürgenommener Religionsänderung / seyn etliche vornehme Geschlecht gar auß dem Lande kommen / als die Herren Praunfalcken / die Herren von Räcknitz / die Herren von Weltz / die Herren von Windischgrätz / und andere mehr. Die Landsfürstliche Stätt in Steyer seynd / Grätz (so die Hauptstatt nicht allein in Unter-Steyer / sondern deß gantzen Landes /) Rackerspurg / Marpurg / Fürstenfeld / Voitsperg / Bruck an der Muer / Leoben / Knittelfeld / Judenburg (so die Hauptstatt in Ober-Steyer /) Rottenmann / Cilly / Veistritz / Windischgrätz / Pettau / und Hartberg. Es hat auch etliche vornehme Landsfürstliche Märckt / von welchen im Anhang hieunten gesagt wird / und die / sampt den gedachten Stätten / zu den Landtägen beschrieben werden / ihr Stimm geben / auch einen eygnen Syndicum, aber keinen Verordneten / oder Außschuß / haben / und also keinen Stand machen / sondern es werden solche Stätt und Märckt allein in den Landtägen in acht genommen. In der Steyrischen Landshandvest stehet im 22. b. Blat / daß in Steyer eine Schenckmaß deß Weins / nemlich die Grätzermaß / und dieselbe in der Grösse der Saltzburger gleich seyn solle. So solle in dem gefärbten Tuch; wie auch bey den Krämern / die Grätzer Ehln gebraucht werden: Aber im Loden / und Leinentuch / soll jede Statt / und Marckt / bleiben bey der Eln / wie von Alters herkommen. So sol auch ihm Land ein Waag / und Gewicht / nemlich das Grätzer Gewicht / seyn / doch sich dasselbe mit dem Wiener Gewicht vergleichen. Von den alten Einwohnern dieses Landes ist oben im Eingang allbereit gesagt worden: Zu welchen sich folgender Zeit die Römer gesetzt haben; an deren statt hernach / Umwechslungsweise / ums Jahr Christi 400. die Styri, grossen Theils / mit andern Teutschen / so durch diß Land gezogen waren / sich in Italiam begeben / und hiedurch den Marcomannis, und Quadis, Schwäbischen Völckern / die auß Böheim / und Mähren / über die Thonau gefallen waren / Platz gemacht haben / welche Schwaben auch unter

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)