Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 216.jpg

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Pabsts Honorii Tertii auffgerichtet / und dahin zum ersten Bischoff Carolus, Probst zu Friesach gesetzt worden / der Anno 1230. gestorben ist. Daher dann Seccau noch Saltzburg / als seinen Oberherrn / respectirt; welcher Ertzbischoff von Saltzburg ein Vitzdom allda / und den Zehenden / und der Herr Inhaber Guetenhag auch seinen Zehenden von Saltzburg im Bestand haben solle. In der Kärndterischen Landsvest stehet / weilen Käiser Fridericus Anno 1458. dem Stifft Saltzburg Baan / und Acht / über das Landgericht Leybnitz / mit seinen bestimten Gezircken / außgezeygt / so soll solch Stifft dabey gelassen werden; doch daß ein jeder angehender Ertzbischoff zu Saltzburg solchen Baan / und Acht / einmal sein Lebenlang / durch sich selbst / oder sein eygen Bottschafft / von dem Landsfürsten in Steyer empfahe. In dem ersten tomo Metropol. Salisburg. Hundii wird gemeldt / daß der Anno 1495. erwöhlte Ertzbischoff zu Saltzburg / Leonhart von Keutschach / den Zehenden / und andere Güter / in dem Vitzdom-Ampt Leybnitz / mehr als um 2. und zwantzigtausend Gulden wieder gelöset / auch das Schloß allhie wieder gebauet habe. Ein vornehmer Herr hat Anno 1640. hievon also berichtet: Es mag Saltzburg ein Geistliche Jurisdiction, Item / Lehenschafft / da haben; aber der Ort gehört dem Bischoff von Seccau. Wir wollen uns in diesen Streit nicht legen / sondern den Mehrwissenden die Erörterung überlassen / und in unser Beschreibung fortfahren. Da dann zu mercken / daß vor Zeiten allhie ein grosse Statt gestanden / die Theils vor deß Ptolemaei Murëola halten; Bertius aber nennet sie Savariam Ptolemaei, welches Orts Lager sonsten Magirus, und andere / der Statt Grätz zueygnen. Man gräbt noch bißweilen zu Leibnitz alte Muntzen auß / und seynd viel Hügeln daherum. Es hat aber die alte Statt Leibnitz deß Königs Matthiae I. in Ungarn Obrister / der Maubitsch / oder Thabesch / von Tschernyhor / belagert / und nach dem ihme von eines armen hungerigen Weibs Sohn / (welchem Herr Geörg von Khaynach / Hauptmann daselbst / kein Proviant zukommen lassen wolte) ein heimlicher Gang gewiesen worden / so hat Er sie erobert / und zerbrochen; der von Kaynach aber ist zum Käiser Friderico IV. nach Grätz entrunnen; wie hievon in der Kärndterischen Chronic Megiseri zu lesen. Folgender Zeit ist diß Leibnitz ein offner grosser Marcktflecken blieben. Siehe von dem besagten Bistum Seccou obgedachten Lazium lib. 12. Reip. Rom. sect. 6. cap. 4. Es gehört demselben das Schloß Wasserburg. Die Probstey Seccou ist absonderlich / und liegt selbiges schöne Closter / 2. oder 3. Meilen von Judenburg / und ein kleine Meil von Knitelfeld / in Ober-Steyer.

Liechtenwald / so von Theils Liebenwald genant wird / in Unter-Steyer / gegen Crain werts / als disseits deß Gränitzflusses der Sau / und an demselben / gelegen / ein offner Marckt / darob ein schönes Schloß auff einem Berg liegt / so beede den Herren Mußkanen Freyherren / gehörig; wie in Anno 1640. ein vornehmer Herr berichtet hat; wiewol ein paar Jahr zuvor / ein anderer Herr mündlich referirt gehabt / daß / als damaln / in Anno 1638. dieser Ort abgebronnen / er den Herrn von Lamberg zuständig gewest seye.

Luetenberg / ein berühmter Marcktfleck / an der Muer / nicht weit von der Drab / und an den Ungarischen Gräntzen gelegen / da der beste Wein in gantz Steyer wächßt. Es seynd um dieses Orts Felder die Gräntzen 4. vornehmer Landschafften. Dann von Morgen stosset daran Ungarn; von Mittag das Windisch Land / oder Schlavonia; von Mitternacht Steyermarck / und vom Abend die Graffschafft Cilly / so doch jetzt auch ein Viertel von Steyer. Es gibt da herum auch warme Bäder / und zwo Graffschafften / so Lazius Chrisiensem, und Sagoriensem, nennet / und die erste zu Ungarn / die andere aber / so vor Zeiten nach Cilly gehört hat / zum Windisch Land rechnet.

Märenberg / oder Merenberg / an der Draa / oder Drab / zwischen Draaburg / und Marchburg / in Unter-Steyer.

Maut / auch ein Marcktfleck / und Schloß / an der Drab / zwischen Draaburg / und Merenberg / gelegen.

Mautern / ein Marcktfleck in Ober-Steyer / zwischen Rotenmann / und Leobm.

Mitterdorff / auch ein Marcktfleck in Ober-Steyer / 2. Meilen von Aussee gelegenn.

Mörtzzuschlag / ein beschlossener Landsfürstlicher Marckt / im Mörtz- oder Muertzthal / dahin man kompt / wann man die gewohnliche Straß von Wien nach Burgg an der Muer räiset.

Muereck / ein schöner Marcktflecken in Unter-Steyer / an der Muer / 6. Meilen unter Grätz gelegen / und Herren Wolffen / Herrn von Stubenberg / gehörig / so über der Muer ein Schloß hat; Pirckheimerus, und Bertius, halten dieses Mureck für deß Ptolemaei Murëola.

Neumarckt / ein schöner Landsfürstlicher beschlossener Marckt / sampt einem Schloß / in Ober-Steyer / 3. Meilen unter Murau / und zwo Meilen von Friesach / gelegen.

Obdach / oder Obedach / auch in Ober-Steyer / und drey Meilen von Knitelfeld gelegen / ein Landsfürstlicher Marcktflecken; dessen Schloß aber dem Herrn Praelaten von Admont gehörig ist. Lazius lib. 12. Reip. Rom. sect. 6. cap. 4. hälts für deß Ptolemaei Bedacum, und vermeynt auß den alten Schrifften / daß solcher Ort vor Zeiten von den Römern bewohnt worden seye.

Ormosd / oder Ormosdium, wie es Nicolaus Isthuanfius nennet / und sagt / daß solcher Ort im Steyer liege / und allein durch den Fluß Drab / von dem Windischen Lande / abgesondert werde / und in dem Boscaischen Auffstande / bey Nachts / Anno 1605. geplündert / und verbrant worden sey.

Rohitsch / ein Landsfürstlicher Marckt / und Steyrisch-Cammergut / so Statt Gerechtigkeit hat; wie dann dieser Ort vorhin auch eine Statt gewest / aber durch Brünste in Abfall kommen ist. Das Berg-Schloß aber allda / sampt der Herrschafft / ist ein Pfandschilling vom hochlöblichsten Hauß Oesterreich / dem Herren Ferdinanden / Herren von Weltz / Freyherrn von Eberstein / und Spiegelfeld / gehörig. Ligt in der Graffschafft Cilly / an den Windischen / von Theils genant Crabatischen Gräntzen / 10. von Agram / 14. Meilen von Grätz / und 5. von Marchburg; von dannen

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)