Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 265.jpg

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mehr nur ein Dorff / weil die Burger / durch Armuth / an statt Marckleute / zu Bauren worden seynd. Das stattliche Closter Benedictiner-Ordens / allhie / ist vom Bischoff Ottone zu Bamberg / einem gebornen Grafen von Andechs / und Diessen / gestifftet worden / daher es noch Bambergisch ist. Liegt auff einem Felsen / oder schönen lustigen Berglein.

Cappel / ein Landsfürstlicher Marckt / ins gemein Kappl genant / auch von etlichen also geschrieben. Es finden sich aber zwey Cappl / Ober- und Unter; deren das Obere beym Wasser Dumpach / und dem Leubel; das Untere beym Fluß Lepin / und dem Kappelberg / gelegen; wie sie Mercator setzet.

Ermachor / ein Marcktfleckt / an dem Fluß Gestring / der in die Geil fleußt.

Greiffenberg / zwo Meilen unter Ober-Draaburg / ein Marckt / und Schloß darob / so vorhin Gräflich Ortenburgisch gewesen.

Grifen / ein beschlossener Marcktfleck / und Closter Praemonstratenser-Ordens / dessen Megiserus gedencket. In einer Verzeuchnuß der Bischofflich-Bambergischen Oerter wird Grieffen für ein Bambergische Statt / und Vestung in diesem Lande gesetzt. Ist ein Bambergisch Ampt / so ein vestes Schloß hat / auff einem hohen Felsen gelegen.

Gurck / ein schöner Marcktfleck / und Closter / allda der Dom-Probst deß Bistums / so von diesem Ort den Nahmen / wohnet. Es hat solches herrliches von Frauen Hema Gräfin von Zeltschach / so allhie begraben liegt / gestifftes Closter / ein gantzes Dom-Capitel; von welcher Probstey / und auch dem Bistum Gurck selbsten / oben bey Friesach / und Straßburg / Bericht geschehen ist.

Hollenburg / ist ein Schloß und Berghauß / in der Herrschafft gleiches Nahmens gelegen.

Hüttenberg / oder Huetenberg / Marckt / und Schloß / gegen S. Lamprecht / und den Steyrischen Gräntzen / gelegen / Saltzburgisch; da herum Bergwerck seynd.

Lavamünd / oder Lavemund / ein schöner Marcktfleck / allda die Lavand in die Draa kompt / 4. Meilen von Völckelmarckt gelegen. Hat ein Schloß. Theils berichten / seye Landsfürstlich; Joannes Melchior Maderus aber / de arte Equitandi, saget / im Jahr 1621. gehöre den Freyherren Vesenpecken / gleich wie Glanegg denen von Ernau.

Malburget / oder Mal-Burgetto, ein Meil von kleinem Tärvis / im Canal / oder Canalthal / von Theils Malverget genant. Es hat der Herr Bischoff von Bamberg ein Wald Ampt im besagten Canal / und gehört ihme auch dieses Malpurget; welches Anno 1616. die Venediger / in dem Oesterreich-Oder Steyrischen Krieg / eingenommen haben.

Mautern / sonst Windisch Matray genant. Liegt nahend dem Karntaurn / oberhalb Lientz.

Milstat / oder Millestat / Mülstat / vor Zeiten ad mille Statuas genant / wegen der tausend Bilder / so vor Zeiten allhie in dem Heydnischen Tempel gestanden / und von dem Volck angebeten worden seynd. Ist jetzt ein ansehenliches Closter / und Kirch / an dem See gleichen Nahmens gelegen. Käiser Friederich / der Vierte / hat / in diesem Land / S. Geörgen-Orden mit dem rothen Creutz von neuen gestifftet / und auffgericht / dessen erster Hochmeister Johannes Sibenhirter / Höchstgedachten Käisers Kuchenmeister / in Anno 1468. worden / und gestorben Anno 1508. Diese Hochmeister haben allwegen ihr Residentz allhie zu Millestat gehabt; denen die nächste Schlösser / und Herrschafften / Sternburg / und das Schloß und Vestung Lands-Cron; und in Oesterreich der Marckt S. Petronell / und das Schloß Trautmansdorff / von Ihr Käiserl. Majest. geschenckt worden seyn. Und wegen solcher Güter ist der Hochmeister dieses Ordens noch heutigs Tags ein Stand in beeden besagten Landen.

S. Paternian an der Drab / 2. Meilen von Villach / so vorhin Kevenhülerisch gewesen / jetzt Widmannisch ist.

Pont à Fela, ins gemein Pontafel genant / ein feiner Marcktfleck / allda man Teutsch / und Welsch redet. Mitten auff der Brucken über das Wasser Fela, oder Vellach / scheidet sich Kärndten / und fangt das Venedisch Gebiet an. Und solte daher dieser Ort allbereit zum Friaul / und nicht hieher gesetzt werden. Weilen aber viel der Meynung / es gehöre dieser weitbekandte Ort noch zu Kärndten / und dem Herren Bischoff zu Bamberg / dessen Gebiet sich biß dahin erstrecket; so haben wir denselben noch allhie mit einbringen wollen. Wolffgangus Lazius in Commentar. Reip. Romanae in exteris Provinciis bello acquisitis constitutae, lib. 12. sect. 6. cap. 1. sagt fol. 1018. sequent. daß der obgedachte Fluß Vellach / oder Fela, wie ihn die Welschen nennen / nicht weit von Villach in Kärndten entspringe / und ferners ins Friaul / durch ein enges Thal lauffe / da es viel Clausen gebe / und Theils Orten / der Bergräncke halber / hart fort zu kommen seye / und bey Glemona vorüber fliesse. Und dieses Thal / so Latrinisch Beloja Vallis, und von den Italianern Canal de Fela, den Teutschen aber das Velacher Thal genant werde / und durch welches man von Villach / ins Friaul räise / habe drey Herren. Dann erstlich gehöre solches dem Hauß Oesterreich / deren Gebiet sich von der Draa anfahe / und biß zum Schloß Clusio gehe / und begreiffe den obgemeldten Marckt S. Paternian / so Er S. Paternionis oppidum nennet; das Closter Arlsteyn / das Schloß Federaun / und den Marckt Porta / mit dem Schloß Clusio. Zum andern haben da die Bischöffe zu Bamberg zu gebieten / deren seye klein Tärvis / davon hieunten. Und dann so gehöre der dritte / und letzte Theil deß besagten Thals den Venedigern / darinnen seyen die Märckt Ponteba, Seclusa, Passo, Vellachum oder Vela (nemlich obgedacht Pontafel /) die rudera von dem alten Julio Carnico, die nächst dabey gelegene Abtey Maza, Avenzonum oder Peischldorff; und die Statt Glemona, und das sehr veste Castell Osopum, so dieses Thal enden / und schliessen. In dem Oesterreich- und Venedischen Krieg / haben die Oesterreichische Anno 1616. Pontafel / so in deß Calvisii Op. Chronol. fol. 887. Pontafella genant wird / eingenommen / und die Venediger dabey hart geschlagen; welchen Ort aber die Venediger hernach wieder erobert / und darauff in Kärndten grossen Schaden gethan / haben.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)