Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 288.jpg

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wird / sich was wehren kan / auch solches stätigs mit Soldaten / unter einem Burggrafen / besetzt ist; so wurde es sich doch / allem Ansehen / und Bericht nach / in die harr nicht halten können; wiewol Anno 1435. in dem Brüderlichen Krieg / sich Laybach / wider Hertzog Albrechten von Oesterreich / und den Cillischen Obristen Jan Witowicz / wol gewehrt / daß sie unverrichter Sachen abziehen musten / und deßwegen Käiser Friederich der Vierte dieser seiner Statt das rothe Wachs gab. So hat sich auch Anno 1492. der Türck / als er darfür kommen / nicht lang daselbst auffgehalten. Und seynd die Türcken / als sie Anno 1584. biß hieher gestreifft / von Graff Josephen zu Thurn / und Thoma Erdödi, mit ihrem / der Türcken / grossen Schaden / wieder zurück getrieben worden. Es seynd allhie zu sehen / 1. die Bischoffliche Hauptkirch S. Nicolai, 2. der Franciscaner / 3. der Reformirten Augustiner / 4. der Capuciner / und 5. der Jesuiter Clöster / Collegium, und Kirchen: Und hat es sonderlich in der Jesuiten Kirche schöne Altär. Es ist auch ein Teutsches Hauß allda / in welchem ein alte Schrifft / wie besagter Lazius fol. 488. und 561. Reip. Rom. bezeuget. Und haben die Hochlöbliche Stände in Crain allhie ihr Landhauß / und Verordnete / daselbst auch die Landtäge gehalten / und alles in Teutscher Sprach verrichtet / auch in selbiger die Landsfürstliche Befelch angeschlagen / und verkündiget / Item / die Land-Rechten gehalten werden. Ist auch da das Einnehmer- und absonderlich Vitzdom-Ampt. In der Landstuben hangt ein schöne Tafel von der Schlacht Anno 1593. bey Sisseck / mit Hassan Bassa gehalten / dabey die Crainerische Herren / sonderlich ein Herr von Auersperg / das beste gethan; und seynd die eroberte Fahnen in der Domkirchen zu sehen. Das Bistum allhie (darzu das Schloß Görtschach gehörig) ist gar alt: Und nach dem es von den Winden zerstöret worden / und viel hundert Jahr darnieder gelegen / so hat es Käiser Friederich der Vierte / als das Patriarchat Aglarn in Abfall kommen / an statt der Abbtey / so vorhin allda gewesen / ums Jahr Christi 1470. wieder auffgericht. Es solle aber deß Herren Bischoffs Einkommen sich jährlich ordinari über vierzehentausend Gulden nicht erstrecken.


Metling / Möttling.

Zu Ende deß Untern-Crainlands / aber in desselben mittern Viertel / so etliche Windorum Marchiam, oder die Windische March / wie oben gesagt / nennen / und an dem lincken Gestade der Kulp / oder Colapis, gelegen. Wann man von Laybach auß in Croatien räiset / so kompt man hieher. Hat ein Probstey / und Teutsches Hauß allda. Die Statt solle Landsfürstlich seyn; aber das Schloß / sampt zugehöriger Herrschafft / ist der Zeit den Herren Wazen zuständig. Megiserus schreibt / daß solcher Ort Anno 1578. dem Herren von Alapi gehört habe: Der auch sagt / daß der Metlinger Wald fast rauch von spitzigen Steinen / und ungeheuer vom Gebürge; aber doch weit in der Refier herum herrlich und schöne Felder; sonderlich 2. gewaltig dicke Wäld habe / deren der eine mit schönen Castanien / und der ander mit grossen Eichbäumen / gar wol versehen seye. An. 1431. haben die Türcken gar unmenschlich / und greulich allhie gehauset. In obgedachtem 1578. Jahr seynd die Türcken / den 28. Mertzen wieder für die Statt geruckt / welche sie den 12. Aprill mit Gewalt eroberten. Aber die Windischen / und Crabatischen Bauren / so sich zu S. Baderan versamleten / schlugen sie in die Flucht.


Radmanstorff / Ratmansdorff.

Liegt in Ober-Crain / ein gutes oberhalb Craynburg / nahend der Sau / welches Wasser / darein in der Nachbarschafft der Rainflbach kompt / oberhalb dieses Stättleins entspringet. Lazius lib. 12. Reip. Rom. sect. 5. cap. 5. sagt / daß viel alte Sachen allhie gefunden werden / und daß die Herren von Radmansdorff im Land Steyer von hinnen ihren Ursprung haben. Hat vor Jahren den Grafen von Cilly gehört / nach deren Abgang dieser Ort / so damals nur noch ein Marcktflecken gewesen / es mit Graff Ulrichs von Cilly Wittib / und ihrem Obersten / Johann Witobiz / gehalten; ward aber von deß Käisers Friderici IV. Craynern belagert / und eingenommen[1]. Gleichwol so zog Witobitz / oder Witowitz / für Cilly hin / die Strassen auff / über den Troyanberg / in das Land gen Crayn. Als nun Herr Caspar von Lamberg seinen Anzug / und wie er zu Bischoffs-Lack gehauset / vernommen / hat er den Marckt Rattmanstorff zu allen 4. Seiten selber angezündt / sich mit den Seinigen zu Pferd gesetzt / und ist davon geritten: Witowitz aber hat hinzu geeilet / das Feuer gelöscht / und Rattmanstorff eingenommen / und den Marckt / mit Hinterlassung Volcks / wieder recht zurichten lassen. Die Käiserischen zogen abermals darfür / und da der Ort zum andernmal gewonnen ward / ließ der Käiser die Gezäun / und das Bollwerck / gantz abbrechen / die Gräben wieder eben machen / und zuziehen; wie in der Kärndterischen Chronic zu lesen. Wann aber dieser Ort zu einer Statt worden seye / das findet sich daselbst nicht. Der Zeit gehört er einem jungen Grafen von Thurn / so in der Burg deß Stättleins wohnen thut.

Ein kleine halbe Meil von Radmansdorff / und oberhalb dieses Stättleins / liegt das Schloß / und Dorff Feldes / oder Veldes / ins gemein Fels genant / dem Herren Bischoff von Brixen zuständig / da unter dem Schloß ein See / und mitten in demselben eine Kirche / und Einsideley ist / dahin grosse Walfahrten geschehen. Wird die Insul Wörth / oder bey unser lieben Frauen am See genant. Es ist auch an diesem See ein gutes Bad / so aber gewärmet werden muß. Und findet man in dem See herrliche grosse Karpffen / und Fohren.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: eingenommon
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)