Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 303.jpg

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Brauneck.

Oder Brunecks / so ein Statt und Schloß / an dem Fluß Ryencz / zwischen den Landen Kärndten und Tyrol / und zwo Meilen von Innichen gelegen. Bischoff Braun zu Brixen / Graff Conrads von Wulenstetten / und Kirchberg / und Berthae der Tochter Graff Meynharts zu Tyrol / und Görtz / deß ältern / Sohn / hat solches Stättlein / auß dem Gemäuer einer sehr Alten / und von den Brionibus, wie man will / vor Zeiten auffgerichten Statt erbauet / und nach seinem Nahmen genennet / wie Gulerus in Raetia lib. 11. fol. 162. und andere / sagen. Und daher auch dieser Ort noch dem Bisthum Brixen zuständig ist; dahin Käiser Carolus V. Anno 1552. kommen / als er dem Churfürsten Moritz zu Sachsen / zu Insprugg gewichen ist.

Nicht weit davon liegt das Nonnen Closter Sonnenberg / S. Benedicten Ordens / von deme Hundius tom. 1. Metrop. Salisburg. fol. 443. seq. zu lesen:


Brixen.

Die Tabulae Itinerariae, und das Itineratium Antonini, gedencken eines Orts / der Sublabione, und Sublavione, genant worden / und um die Statt Brixen / wie auß Anstellung der Räise / und Weite / erscheinet / gewest seyn muß. Paulus Diaconus lib. 3. Longobard. rerum cap. 26. hat in dieser Refier die Bischöffliche Statt Sabio, die er hernach im 31. Capitel Savio nennet. In dem Martyrologio Romano stehet / Brixinone, SS. Episcoporum Ingenuini et Albini. Es ist heutigs Tags ein Ort bey zehentausend Schritt von Brixen gelegen / ins gemein Seben / und der Untertheil die Clause oder Clusa / (wie bald hernach folgen wird /) von vielen genant / von welchem Ort hieher auff Brixen der Bischoffliche Sitz transferirt worden ist. Selbiges Seben nun ist / ohne allen Zweiffel / jene alte Statt Sabio, oder Savio. Und dieweil dem Weg / und Lager nach / Brixen an der Eisack / und desselben Flusses rechtem Gestade gelegen / so ist es sub Sabione, oder sub Savione, das ist / unter Statt Savio, genant; hernach aber / auß Unwissenheit deß Schreibers / in ein Wort / nemlich Subsabione, oder Subsavione, zusammen gesetzt worden / darauß man ferners Sublabione, und Sublavione, gemacht hat. Daß aber dieser Statt Brixen alter Nahme Brixino gewesen / ist auß Plinio, und Ptolemaeo, zu muthmassen / dieweil die Inwohner dieser Gegend Brixentes seynd genant worden. Es kompt allhie in die Eisack der Fluß Rientz / und ist diese Statt allenthalben mit hohen Bergen umgeben: Hat aber ein lustiges Thal / in welchem / und fast mitten in Tyrol / sie gar schön liegt / da es noch Weinwachs / und auff den Hügeln / und Bergen herum allerhand Lusthäuser / und ein herrlich gesundes Trinckwasser / hat. Und wird sonderlich der Brunn / so man den Jungfrau Brunn nennet / hoch gelobet. Der rothe Wein / so allhie wächßt / ist trefflich gut / und solle weit und breit verführet werden. Die Domkirchen ist nach der Brunst im Jahr 1174. (da fast die gantze Statt darauff gangen) trefflich schön gebauet worden; wiewol / als Anno 1234. die Statt wieder abgebronnen / solcher Tempel abermals zimlichen Schaden gelitten. Es hat auch ein feines Capuciner Closter da: Und ist das Bischoffliche Schloß ingleichem schön gebauet. Was sonsten von Kirchen / als der Pfarrkirchen / der zu unser lieben Frauen / zu allen Heil. S. Barbara / S. Johann / S. Erhard / und andern Geist- und weltlichen schönen Gebäuen allhie / zu sehen / das giebet das Kupfferstuck / oder die Abbildung dieser zimlich grossen Statt / zu vernehmen.

Was das Bistum allhie betrifft / so ist desselben erster Vorsteher / zu Seben / oder Sabiona, so viel man eigentlich weiß / S. Cassianus, ums Jahr 350. oder 360. und folgenden / gewesen / der ohngefehr im Jahr 365. zu Imola, dahin er von den Heyden vertrieben / gewichen / von seinen Discipulis umgebracht worden ist. Nach ihme / wird von Radero, in Sanctis Bavariae, ums Jahr 424. Lucanus gesetzt / von dessen Thaten auch Andreas Brunner part. 1. Annal. Boicorum pag. 470. zu lesen. Der Dritte war S. Ingenuinus, welchen Hundius, und andere / gleich nach dem Cassiano haben / und der ums Jahr 590. oder 595. (dann / wegen der Heyden / und der Hunnen /) deren König / der Attila, obgedachtes Seben zerstöret hat / (kein Bischoff / wie man dafür halten will / dieser Orten gewesen seyn solle) gelebt / und dem Bistum / durch Hülff Hertzog Diethen in Bayern / wieder auffgeholffen hat. Für den 28. wird / aber ungewiß / S. Albuinus gehalten / welcher am ersten von Seben den Bischofflichen Sitz hieher auff Brixen transferirt haben solle; wiewol gedachter Brunner / part. 2. Annal. pag. 670. sagt / daß Richpertus, deß H. Albuini Antecessor, vom Ottone II. in den Schreiben allhie gegeben / Brixinensis Episcopus genant / und deß Seben gar nicht gedacht werde. Sonsten lieset man / daß der 31. Hartwicus, so Anno 1038. Bischoff worden / sich erst auff Brixen gesetzt / die jetzige Mauren um die Statt gantz geführt / und S. Michaëlis Kirchen erbauet habe. S. Hartmannus wird für den 36. Bischoff gezehlet / der Anno 1165. gestorben / und von dem Brunnerus part. 3. Annal. Boicorum pag. 445. seqq. zu lesen ist. Der 43. Bertholdus, war ein Graff von Neiffen. Der 44. Heinricus, ein Graff von Taufers. Der 46. Bruno, ein Graff von Kirchberg / so obgedachtes Stättlein Brauneck erbauet / und Anno 1288. gestorben ist. Nach seinem Tode hat dieses Bistum viel erlitten / und ist gar arm worden. Der 67. Bischoff war Nicolaus Cusanus, S. Theologiae, ac J. U. Doctor, und Cardinal / so 1464. gestorben. Zu seiner Zeit / und im Jahr 1452. hat Käiser Fridericus IV. Herren Paridis, oder Parisii von Latrono, Ritterstands / eines tapffern Helden in Tyrol / Söhne / Georgium und Petrum von Latrono, zu Grafen gemacht / und ihre Schlösser Latronum, oder Ladronum, und Romanum, mit ihrer Zugehör / zur Graffschafft erhöhet. Der 69. Bischoff war Melchior von

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_303.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)