Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 493.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Beschreibung
Der Herrschafft vnd Vesten Windthaag im Ertz-Hertzogthumb
Oesterreich / ob der Enß / Machland Viertels / auch
aller dero vornehmsten Angehörungen.

Das Schloß Windhaag ligt im Machland Viertel / deß Ertz-Hertzogthumbs Oesterreich ob der Enß / in der Altenburger Pfaar / 3. Stund von der Donaw / zwischen Mauthausen vnd Greinburg / auch zwischen dem Markt Berg / vnd dem Closter Baumgartenberg / fünff Meil vnter Lintz / auch 5. Meil von der Landsfürstlichen Statt / Freistatt / auch fast eben so weit von Steyer / hat seinen Nahmen vermuthlich von denen Winden (welchen es zimblich starck vnterworffen / sonsten aber eines reinen vnd gesunden Luffts ist /) vnd dann von denen dabey vor Alters gelegenen Gehägen / oder auch vielleicht dahero bekommen / daß man zu demselben Schloß / vmb einen Berg vnnd Gehäg / gleichsamb in einer Windten oder Circul fahren / vnd kommen muß. Die Zeit der Erbawung ist vnwissend / doch gibts der Augenschein zuerkennen / daß es ein vhraltes Schloß / vnd Veste ist / so nicht auff einmahl / sondern nach vnd nach durch vnterschiedliche Inhaber erbawet / vnd immerzu erweitert worden / diß aber ist gewiß / daß selbiges alte Schloß im 1300. Jahr / zum halben Theil / ein Geschlecht Freind genant / so sich von Windthaag vnd Freyherstorff geschrieben / vnd zum andern halben Theil / das Geschlecht der Lasperger / ingehabt / vnd daß hernacher im 1379. Jahr / Otto der Freind / ermelten halben Theil / seinem Oheim / dem Erbarn Knecht Hannßen von Aw / vnnd dann im 1380. Jahr / Weyland Henrichen deß Laspergers hinterlassene drey Söhn / Bastel / Vlrich vnd Hannß / ihren erblich angefallenen halben Theil / gleichfalls dem erstgedachten Hannßen von Aw / verkaufft haben; Hierauff ist Windhaag vngefehrlich im 1400. Jahr / auff Leopold Drockendorffern / alß weyland Hertzogens Leopoldi von Oesterreich grossen Schencken / vnwissend / quo titulo, kommen / der es doch bald hernacher im 1407. Jahr / Thomae von Tanbecken verkaufft hat; Bey diesem Geschlecht der Tanbecken / ist Windhaag biß auffs 1485. Jahr verblieben / allda sich Herr Laßla von Prag / zur selben Zeit Keysers Friderichen Diener vnd Cämmerer / auch Erb-Marschall in Kärnten / zu Hansen Tanbeckens Tochter Regina / verehelicht / vnd folgends dasselbe Schloß Windhaag / mit seinen damahligen Zugehörungen / durch Keyserliche Gnad / auch darüber mit seinem Schwager getroffenen Vergleich / an sich gebracht / vnd mit etlichen Gülten vermehret / insonderheit aber das Land-Gericht / vnnd ein guten Theil deß Wildbahns / noch im 1491. Jahr von Allerhöchstgedachtem Keyser Friderichen hochlobseeligsten Andenckens / auß der Herrschafft Mitterberg / für frayß-eygen bekommen / vnd so viel erlangt / daß Windhaag zu einer Formal-Herrschafft erhebt vnd benennet worden ist. Dieser Herr Laßla Prager / ist hernacher von Weyland

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_493.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)