Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 495.jpg

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mit schönen Gewölbern vnd Zimmern / alß Stuben / Kammern / Pistereyen / Bad vnnd Stallung versehen / auch der Obergaden mit grossen saubern Zimmern vnd Kammern / auch einem weiten Saal / außgetheilet / vnd oben vnterm Tach / mit einem gegossenen Flertz zu Weidkästen vnd anderm zugerichtet / daß es also zu eines Herrn Wohnung / genugsam / mit allen nothwendigen Gemächern vnd Zimmern versehen ist; Dasselbe Schloß ist Ringsweiß / vmb vnnd vmb mit einem Wall vmbfangen / welcher von Erden auffgeworffen / vnd mit vnterschiedlichen frucht- vnd vnfruchtbahren Bäumen vnd Gesträuche besetzt ist; Vnd weilen darzu drey fräys-eygene Bawren-Güter / alß der Hoff zum ausserm Rottenthal; am Lehen im mitteren Rottenthal / vnd das Gut im Aichetle / abgestifft / auch derselben Grund zum Gebäw dieses Schlosses / gezogen worden seyndt; Also hat es darbey einen schönen Meyerhoff / mit genugsamen Hoffäckern / Wiesen vnnd Gärten / wie auch einen nutzbaren Ziegel-Ofen / mit zweyen absonderlichen Ziegelstätten / fürnemblich aber einen guten flachen Grund / am Lämpel oder Schröckenberg genant / welchen die nechstgesessene Haffner vmb einen gewissen Bestand abholen vnd gebrauchen.


Die abgebrochene Veste vnd Burgstall Saxenegg.

Saxenegg ligt im Machland Viertel / deß Ertz-Hertzogthumbs Oesterreich / ob der Enß / in St. Thomas Pfarr / ein Meil Wegs von Windhaag / gegen Zollhoff vnd Brandegg zu / vnd ist nach Außweisung deren vorhandenen Documenten,noch vor anderthalb hundert Jahren / ein absonderliche Herrschafft gewest / so zuvor denen Herren von Zolcknig / hernacher aber denen Graffen von Hardegg / zugehört hat / biß daß sie im 1525. Jahr / durch weyland Herrn Julium, Graffen von Hardegg / zu Glatz / vnd im Machland / obwolgedachter Fraw Annae von Prag Wittiben / vnd ihren vier Herren Söhnen / verkaufft / vnnd der Herrschafft Windhaag / alß ein absonderliches Ampt / einvereibt worden ist; Wann aber / vnd warumb / oder mit was Zustand / dieselbe Veste oder Schloß / Saxenegg / abgebrochen oder zerstöret worden sey / darvon ist nichts eygentliches zuwissen: Jedoch ist das alte Gemäwer / alß ein starcker Thurn von Quaterstücken / wie auch eine Pastey / alter Zwinger vnnd Vorhoff / noch heutiges Tages im Augenschein vorhanden / auch niemahln vererbt / sondern bey seinen Freyheiten jederzeit erhalten worden / vnd hat der Inhaber völligen Fug vnd Macht / dasselbe Schloß wiederumb seines Gefallens zuerheben: Wie dann nicht allein die hierzu gehörige Haußgärten / sondern auch das Gehültz / Wießmath / Wildbann vnd Fischwasser / neben andern Zugehörungen / noch dato mit demselben AmptSaxenegg zur Herrschafft Windhaag genossen werden; Es ist aber dieselbe öde Veste oder Burgstall / derzeit mit einem Holtz oder Wald / (vorzeiten der Haußleuthen / anjetzo aber der Saxenegger Wald genant) fast gantz vnd gar verwachsen / darin auch der Wildbann zu mehrermeldter Herrschafft / Windhaag / gehörig.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_495.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)