Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 499.jpg

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gantze Herrschafft Reichenaw / in die würckliche Possess übergeben / vnnd / Inhalt beyder Frawen auffgerichteter Testamenten, dato Michelbach den 1. Augusti Anno 1641. vnnd den 1. Septemb. 1648. Wolgedachtem Herrn Ferdinand Rudolphen Leysern Freyherrn / vnnd seinen Kindern / eygenthümblich verschafft vnnd vermacht / von demselben aber folgends den 4. Septembr. Anno 1653. dem jetzigen Herrn Eygenthumbern / Herrn Joachim Freyherrn von Windhaag / mit Gerichtlicher Authorität / verkaufft vnd eingeantwortet worden.


Die Glaßhütten zu Reichenaw.

Es seynd auff dieser Herrschafft Reichenaw angehörigen Gründen / schon vor vnerdencklichen Jahren / vier vnterschiedliche Glaßhütten / jede mit sieben gebräuchigen Werckstätten / gestanden / die doch damahln nicht von der Herrschafft oder Obrigkeit / sondern allein / von denen Vnterthanen / vnd privat Glaßmeistern ingehabt vnnd verlegt worden seynd / alß eine bey der Frawenwiesen / zwo nahend beyeinander zu Schönfelden / vnd die vierte zu Reichenaw / auch nur vier Häuser gestanden / alß erstermeldter Meyerhoff / wie auch das jenige Hauß / worinnen anjetzo der Pfleger wohnet / vnnd dann das Wendisch / vnd Altenmeisterisch Hauß / sampt ihren Angehörigen Gründen / Wiesen vnd Aeckern / welche seithero alle zu der Herrschafft Meyerhoff gezogen worden. Weilen nun diese jetztbenante Glaßhütten / alldort zu Reichenaw damahln ein Vnterthan / Schalli genant / ingehabt: Alß hat obwolgedachter Herr Hartman von Landaw / noch im 1599. Jahr / ihme Schalli / dieselbe Glaßhütten / mit Erstattung seines außgelegten Kauffschillings / abgelöset / vnd selbst zuverlegen angefangen / hingegen aber die drey andere Hütten abgestifftet / vnd ob er zwar die erste zwey Jahr noch in allen Oefen hat arbeiten lassen / so hat er doch hernacher / Anno 1601. die Hütten an den Orth / wo sie noch zur Zeit stehet / transferiren vnd vmbsetzen lassen / allwo sie vmb das 1620. Jahr / durch das damahlige Kriegsvolk abgebrandt / aber von Herrn Hartman alsobalden wieder erhebt worden ist / inmassen dieselbe noch dato; mit allen angehörigen Nothwendigkeiten / in gutem Stand vnd Landkündigem Ruhm zusehen ist.


Das aigen groß Berchtholtz.

Dieweilen sich vor alten Zeiten der Reichenawische Wald / gar biß an das Orth / wo anjetzo diß Aigen stehet / erstrecket hat; alß ist solcher Bezirck damahln der Berg am Holtz / vnnd folgends Berchtholtz genant worden / wie dann auch in alten Schrifften / deß Kirchels am Wald / (anjetzo die Pfarr-Kirchen allda) gedacht wird: Diß Aigen ligt gantz völlig an der Landstraß / also daß / wer auß Oesterreich / durch den langen Freywald / ins Land ob der Enß / oder auch vmb selbige Refier in Böhmen / reysen will / allda nothwendig durchkommen muß; Dahero nun auch daselbst der Keyserlich / wie auch gemeiner / Nieder-Oest-Landschafft / Auffschlag eingenommen wird / vnd wohnet der Keyserliche Ober-Auffschläger / vmb der guten Gelegenheit willen / stäts allda. Wie nun auch vnweit darvon / vnd in selbiger Refier / ein anderes Dörffel / Klein Berchtholtz genant / gelegen ist / alß wird dieses zum Vnterscheid / Groß Berchtholtz / genant / zumahlen es ein zimliche grosse Anzahl behauster Güter in sich begreifft / vnnd noch darzu ein absonderliche lange Zeil vieler vnterschiedlicher Häuser

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_499.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)