Seite:Topographia Bavariae (Merian) 065.jpg

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/ darinn viel Fürstl. Bäyrische Personen begraben ligen / vnnd darunder Hertzog Ott auß Bäyern / ein Sohn Käyser Ludwigs / so die Marck Brandenburg Käyser Carlen dem Vierten nur vmb 200000. fl. verkaufft hat. Seine Bildnuß stehet vor der Capellen auff dem Freydhoff allhie / auff der rechten Seiten / gegen obgedachter S. Martins Kirchen vber. Es haben in diesem Closter auch die Herren von Preising ein eigne Capell / vnd ihre Begräbnuß. Der Dominicaner / oder Prediger Closter / ist An. 1271. der Barfüsser / oder Franciscaner / An. 1280. gestifftet worden. Es hat auch allhie ein Capuciner Closter / vnd andere Kirchen. Auß den Weltlichen Gebäwen ist sonderlich der Newe Baw / oder der Fürstl. Pallast / wegen seiner trefflichen Zimmer / Gemälde vnd andern Zierden / in der Statt zu sehen / so auf Italianische Form von Hertzog Albrecht erbawet worden. Ist in der Eroberung Anno 1634. vnversehrt geblieben. Es hat auch allhie ein feines Raht Hauß. Ausser der Statt aber ligt auff einem Berglein das oberwehnte Fürstl. schöne Schloß / in welchem der jetzige Herr Churfürst Maximilianus gebohren / vnd vor Zeiten allda der letzte Hertzog in Schwaben Conradinus erzogen worden; vnd welches Hertzog Wilhelm in Bäyern mehrers mit Gebäwen / vnnd schönen Zimmern / auch anderm / was zur Lust dienet / versehen; vnd einen künstlichen Garten / seiner Gemahlin / einer vom Hauß Lothringen / zu Gefallen / anrichten / vnd durch Frantzösische Gärtner hat pflantzen lassen. Es hat in diesem Schloß sonderlich einen sehr tieffen Brunnen / in welchen / wann einer ein kleines Steinlein / oder was anders / fallen läßt / solches gar lang / vnd mit sonderlichem Gedöß / hinab zu fallen hat. Ist gleichwol bey diesen Läufften vbel zugerichtet / vnnd / auß Muthwillen / mit allerhand Sachen angefüllt worden. Der Keller / darinn starcke Säulen / vnd grosse Fässer / ist / wegen der hohen vnd grossen Gewölber / mehrers einer Kirchen zuvergleichen. Als solches Schloß Anno 1634. belägert worden / ist / durch Verwahrlosung Fewer in die Munition kommen / darüber sonderlich die abwärts gelegene Städel vnd Stallungen / in den Brandt gerathen; das ander ist schön geblieben / vnnd vor 2. oder 3. Jahren alles wider sauber vnnd fürstlich zugerichtet worden. Die Statt selbsten belangende / ist dieselbe erstlich den 28. Aprilis Alten Calenders / Anno 1632. von dem König auß Schweden mit Accord eingenommen / vnd ihr / für die Brandschatzung ein hundert tausendt Reichsthaler zu geben / aufferlegt worden; daran man die Helffte bar erlegt / vnd für das vbrige Geysel geben hat. Anno 1634. den 12. 22. Julij / ward diese schöne Statt vom Hertzog Bernharden zu Sachsen / vnd dem Schwedischen FeldMarschallen / Gustav Horn / mit Sturm erobert / darüber viel nieder gemacht; der Käys. General von Altringen / ausser der Heil. Geist Pforten / vnwissend vom weme / erschossen / die Kirchen vnd die Statt / durch die Schwedischen außgeplündert; vnd sonsten mit Mord / Raub / Nothzucht / Zerstörung der Apotecken / Anfüllung der Brunnen mit allerlei Vnfläterey / todten Cörpern / etc. vnd andern insolentien vbel allda / innerhalb 13. Tagen / gehauset / vnd in 3. oder 4. Häuser / vnnd darunter die Probstey / vnd ein Schlössel bey dem Juden Thor / abgebrandt worden. Viel Leuthe seyn im Gedräng vber die Brucken hinunter ins Wasser gefallen / vnd ertruncken. Darauff ein grosser Hunger / vnd fast 4. Monatliche Pest erfolgt; also daß sich gedachter H. FeldMarschall Horn / als man in An. 1640. hiedurch gefangen geführt / verwundert haben solle / daß sich diese Statt so bald wieder hat erholen können. Was jetzo von dieser Eroberung gesagt worden / das ist mir auß Bäyern selbsten / vnd zwar von Freysing / zu kommen / vnnd daher desto sicherer darauff zu gehen: Wiewol andere solche Eroberung zum 10. 20. Julij referiren, vnd wollen / daß der General Altringer / in der Vorstatt / von einem schlechten Mußquetirer erschossen worden sey. Kemnitzius sagt / im zweyten Theil vom Schwedischen Krieg / fol. 480. a. also: Weymar / vnnd Horn / erobern Landshuet / sambt dem Schloß / den 12. Julij (Alt. Calend.) mit Sturm. General Altringer / weil er über die Iserbrucke / wegen deß grossen Gedrängs / nicht kommen können / vnnd daher durchs Wasser zu setzen vermeinte / bekam einen Schuß / wovon er alsobald seinen Geist
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_065.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)