Seite:Topographia Bavariae (Merian) 112.jpg

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Die Jesuiter haben zu alten Oetingen entweder eine Residentz / oder ein Profeß Hauß / so sie Domum probationis nennen.

Zum Beschluß wollen wir noch einen kurtzen Bericht / der vns den 24. Julij An. 1643. zukommen / hieher setzen / welcher also lautet: Die Statt Oetingen ligt bey nahendt einer halben Stundt von Alten Oeting / hoch ober deß Inns / so schier eine halbe viertel stund vorbey fließt; oben hin aber gegen Alten Oeting ists gar schön eben / vnd lustige Träyd-Felder. Alten Oeting aber / wo die Capellen / ist ein gantz offen Orth / vnnd weder Dorff / noch Marckt / zu nennen; Die S. Philipps vnd Jacobs Kirch / vnd wolerbawte stattliche Probstey / Dechaney / vnd andere ChorHerren Häuser / wie auch der vom Herrn Ertz Bischoffen zu Saltzburg bey wenig Jahren allda auffgerichter grosser vnnd schöner Bronne von steinenen Maria / vnd andern mehr Bildern / geben diesem Orth einen Nahmen; forderist aber das Miraculosa vnd vralte Bild / vnd Capellen / sampt dem vnglaublichen / vnd vnvergleichlichen Schatz vnd Kleynodien / Gold / vnnd Silber / daß dieses Orth wol das Teutsche Loreto, deß Schatz vnnd Andacht halben / mag genennet werden. Herr General Tilly liegt allda in der Capellen begraben. Hat stattliche donaria vorhero gebracht. Obgedachte Statt / New Oeting genandt / ist wol erbawt / vnnd mit Mawren / etc. wol versehen. Es ist kein Closter / aber stattliche PfarrKirche darinnen. Biß hieher der besagte Bericht.

Demnach vns auch von dem Alter / vnd anderer Beschaffenheit dieses Orths eine anderwärte vnnd mehrere Beschreibung nach der Hand zukommen / haben wir solche dem Leser zu lieb auch communiciren / vnd folgender massen anhero setzen wollen:

Alt vnd New Oettingen / hat zu Zeiten / als die Römer das Noricum vnd Vindeliciam beherrschet / bey ihnen Römern AEni Pons, oder AEniponte, vnd vice versa Pons Aeni, zu Zeiten auch Pontus bey den Teutschen aber vnnd Innwohnern dieser Landen Vtinum geheissen / welchen Namen sie zwar erst etwas später / vnd vermuthlich von dem Fürsten Ottone oder Vtone erworben; Ligt an einem schönen ebenen / vnweit von dem Fluß Inn / zwischen diesem vnd dem Gebürg / also in der Landschafft / von den Alten Noricum, anjetzt aber Bäyern geheissen / fruchtbahren Orth. War vor Jahren ein gar grosse Statt / welche nicht allein beyde / an jetzt Alt- vnd New Oetting genandte Orth / sondern auch gar jenseits deß Inns / an dem Käysers- vnnd Penneberg / Schloß Burgk / disseits aber biß zu S. Georgen vnd Mortfeldt / so von der grossen Niderlag den Namen erhalten / sich erstreckt haben solle: Darvon zwar in Schriften wenig findig / aber etliche alte Zeichen in den Feldern vnd der Innwohner / Alters hero erworbene Meynung / dises zimlich glaubwürdig machen. Gewiß ist es / daß allda ein Regia, oder Fürstliche Hoffhaltung gewesen / vnd Otto deß Theodonis (so zu Regenspurg Hoff gehalten) Bruder allhie residiret habe / welche beyde dann auß Antrieb der Reginotrudis, deß Theodonis Ehegemahl / vnd deß Christlichen Königs in Fränckreich Childebetti oder Theodeberti, Tochter / den Christlichen Glauben angenommen / vnd von dem ersten Bischoffen zu Saltzburg Ruperto, vmb das Jahr Christi 616. oder wie ein alte Inscription hat / vielleicht eher / vnd vmb das Jahr 5^5. getaufft / auch eben damaln die beyde vralte noch stehende vnser Frawen Capellen zu Regenspurg vnnd Oetting erbawet vnd consecriret worden. Ob in dieser Oettingischen Capellen vorhero die Götzenbilder oder Planeten verehret worden / wie deß gemeinen Volcks Meynung ist / läßt man an seinen Orth gestellt seyn: allein für glaublich zu halten / daß eben damals der H. Rupertus / das annoch vorhandene vralte von Holtz geschnittene FrawenBild / so allda noch in höchsten Ehren gehalten wird / auffgestellet habe. Carolomannus, deß Ludovici Sohne / nach Abtheilung der Landen / vnd Hertzog in Bäyern / Kärndten / etc. hat dieses Orth Oettingen / zu Folg seines Vranherrn Caroli Magni, so allda auß Andacht Anno 803. eingekehret / vnnd die Mutter GOttes mit Schenckung verehret / ein ansehnlich Closter / vnder der Regul S. Benedicti, zu Ehren der H. Mutter Gottes / auch deß H.

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Matthäus Merian: Topographia Bavariae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1644, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Bavariae_(Merian)_112.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2016)