Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 026.jpg

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Neue Beschreibung deß Burgundisch- und Niederländischen Craises.

Das Niederland haben unterschiedliche beschrieben / deren wir allein etliche hie auffführen wollen. Und erstlich zwar den Florentinischen Edelmann Ludwig Guicciardin / welcher allezeit in seiner Beschreibung hochgehalten worden / also daß man selbige in unterschiedliche Sprachen übergesetzt / und sonderlich Regnerus, Vitellius, Zirizaeus, zu der Lateinischen Verdolmetschung / feine Erinnerungen gethan / solche mit vielen Kupfferstücken gezieret / und deß Jahrs 1613. zu Amsterdam in fol. wieder herfür geben hat: welche Vermerckungen und Additamenta hernach vermehrt / und biß auffs Jahr 33. erstreckt worden seyn / wie auß dem Anno 46. durch Joan. Janssonium abermals Lateinisch getrucktem Guicciardino zu ersehen. Dieser nun sagt / unter anderm / also: Der Nahme kompt von dem niedern Lande gegen dem Oceanischen Meer. Die Außländer heissen es gemeinlich Flandren / entweder wegen selbiger ansehenlichen Graffschafft Macht und Gewalt / oder wegen deß grossen Gewerbs / so die frembde Kauffleut vorhin in derselben getrieben; oder weil Flandren näher gegen Franckreich / Engelland / Hispanien und Italien / gelegen / und daher mehrers bekant worden ist. Es ligen aber die Niderlanden gegen der Mitnächtigen seiten nicht fern von Dennemarck zu Meer / als 5. oder 8. Tagraisen: auff der seiten gegen Mittag gräntzen sie mit Franckreich und Lothringen: auff der seiten gegen Auffgang mit Teutschland: gegen Niedergang ligen sie nahend Engell- Schott- und Irland / dahin man bald kommen kan. Die Reise von Lisabona auß Portugal mag hieher mit gutem Wind weniger als in 10. Tagen / und auß Spania innerhalb 8. 10. 12. und 15. Tagen / nach dem der Meerhafen gelegen / verrichtet werden. Der Umbkreiß aller Niederlanden zusammen / ist bey tausent Italiänischer / oder aber ungefährlich 340. Flämischer Meilen. Es seyen aber fürnemlich zweyerley Meilen im Lande. Zum ersten die Flämische / deren eine 3. Italiänische hält / als in dem Flämischen Flandren / Item / schier in gantz Brabant / zum theil in Holl- und Seeland / Lüttich / und Namur: im Hertzogthumb Lützemburg seyn sie grösser / in dem mehrern theil deß Landes Geldern noch grösser / und in Frießland sehr groß / gleich wie die Teutsche / auff deren eine 5. oder 6. Welsche Meilen gehen. Die ander Sort seyn Frantzösischen Meilen / deren eine auff zwo Italiänische geschätzt wird / als nemlich in Welsch Flandren / Artois / und im grössern theil deß Landes Hennegöw / gebräuchig. In dem obberührten Umbkreiß deß Niederlandes seyn 208. umgemauerte Stätte / und bey 150. offene Flecken / welche / wegen ihres stattlichen Wesens / für gemauerte Stätt passirt werden; und über 6300. Dörffer mit Thürnen / ohne viel andere geringere Dörffer / und unzalbar viel Herrschafften dem Landsfürsten / Landsherrn / und Edelleuten / gehörig. Der Lufft / wiewol er feucht und grob / ist nichts desto weniger gesund / und sehr dienstlich zur Dawung / und für alle Ding saamreich. Der Sommer ist schön / lustig / und lieblich / die Hitze nicht sehr streng und hat es da / ausser Seeland / wenig Fliegen / oder Mucken. Es gibt auch wenig Donner / und Erdbiedem. Der Winter ist gemeinlich lang / und windig. Das Land ist schier überall eben / ausser Lützemburg / Namur / und etliche Ort im Hennegöw. So hat es auch viel Bühel im Lüttichischen. Und ob es wol an mehr Orten sehr sandig / so ist es doch nichts desto

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)