Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 097.jpg

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wird) von Lüttich gelegen; wiewol der Bischoff zu Lüttich / auß deß Graffens Pori zu Löven Geschanck / auch zum theil über Mastricht zu gebieten. Es hat aber / wegen der Oberbottmässigkeit / und der Grentzen / zwischer beeden Herrschafften / offt viel Streits geben; und seyn doch zweyerley Obrigkeiten allhie; und ist allda dieser wunderliche Brauch / daß wann ein Sohn gebohren wird / derselbe deß jenigen Fürsten ist / dessen die Mutter / und also die Mutter dem Vatter fürgezogen wird. Und wann Frembde sich hieher begeben wollen / so müssen sie gleich anfangs sich erklären / unter welchem Herrn sie seyn wollen / und welchen sie also erwehlen / den müssen sie hernach behalten. Und will gleichwol der Hertzog von Brabant / was zum Schutz der Statt gehörig / die Oberhand haben; der auch allein da müntzen lässt. Und sagt Divaeus lib. I. rer. Brab. cap. II. Caroli V. Imp. studio effectum esse, ut cives Trajectenses Brabantiae annexi, forum etiam Brabanticum sponte sectentur. Ist sonsten ein schöne / und grosse Statt / so / zum Unterschied der Statt Utrecht / Trajectum superius zu Latein genant wird / und allda Anno 1474. Hertzog Carl zu Burgund die Hansee-Stätt / mit seinem Schwagern / dem König in Engelland / auff eine kurtze Zeit verglichen hat. Sie ist alt / wol bevestiget / und mit vielen schönen Häusern / und Gebäwen gezieret; allda auch grosse Handthierung getrieben wird; und deren Nahme von der Vberfahrt herkommen solle. Hat gegen Mittag lustiges Gehültz / in welchem das Vieh geweydet wird: gegen Abend von Mitternacht / offene Felder / darauff viel Früchten wachsen: gegen Morgen aber ist die Maas / so den Burgern grossen Nutzen bringet. Es ist auch da der kleine Fluß Jeker / oder Jecora, der sich aber offt ergiesset / und an den benachbarten Orten nicht wenig Schaden thut. In der Gegend herumb / sonderlich zu Gronsfeld / im Dorff Zichen / und auff dem Hunnenberg / werden wunderliche Sandstein auß der Erden gegraben / von welchen / unter andern / auch C. Ens in delic. apodem. per Germaniam pag. 127. in Beschreibung dieser Statt / zu lesen. Die Maas / oder Mosa, theilet sich in zwey / wiewol ungleiche Theil / welche durch eine schöne steinerne Brücke von zehen Schwibbögen zusammen gefasst werden. Obgedachter Meteranus sagt / daß die Statt an den Flecken Wyck / durch ein sehr schöne steinerne Bruck über die Maas / gehenckt seye. Und Strada schreibet / daß der Theil / so gegen Cöln werts ligt / Wicca genant werde. Ludovicus Guicciardinus, in Beschreibung daß Niederlands / meldet von der Mosa, oder Maas / folgendes: Die Maase / oder Moß / entspringt auß dem Berg Vogeso, bey den Grentzen deß Landes Langres, nicht fern von dem Vrsprung der Saone, und Marne, und nach dem sie ihren gang gegen Mitnacht genommen / S. Theobalden berührende / (allda sie schon schiffreich wird) so fliesset sie demnach bey Verdun, gegen Nordwest / und kompt von Mouson gen Mesiers; von dar gegen Mittnacht / und auff Charlemont, Bovines, Dinant, Namur, Hoy / Lüttich / Mastricht / Ruermund / und Venloo, da sie sich folgends gegen West Nordwest wendet / und als sie weiter Grave / Ravestein / und Megen / benetzet / stosset sie darnach zu Herverden mit der Wael zusammen / und scheidet sich doch bald / ohn Verlierung beyder Nahmen / wieder von derselben und lauffen dergstalt also fort / jeder Theil für sich selbst / biß gen Löwenstein / und als sie mitlerweil / biß daselbst hin / die Insul Bommelwerd geberet / und in sich befangen / stossen sie wieder zusammen / und nehmen den Nahmen Meruue an / und lauffen mit solchem Nahmen / neben Worcum, und Gorichum, mit einem weitläuffigen Strom / Dordrecht erreichende. Dieweil nun zu Dordrecht die Insul Iselmont dergestalt erübrigt ist / so bekompt die Moß wieder allda ihren rechten Namen / mit welchem sie folgends stoltz / und schnell / in das Meer fällt / und das Wasser einen guten Lauff hinein süß behält. Biß hieher Guicciardinus. Der Don Andreas Cantelmus, so An. 1646. gestorben / hat / mit Verwunderung der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_097.jpg&oldid=- (Version vom 9.1.2024)