Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 106.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der alten Romanduae (darinn auch der Fleck Basiak / und der Fleck Eincur / so wegen der H. Reginulfae Cörpers und Miraculn / berühmt / ligen thäten) Hauptstatt: welches Romandua ein Strich von Brabant / von dem Wald Sont / biß zum Fluß Sabi / seye / dessen ein Theil jetzt die Graffschafft Namur genant werde. Es mache / sagt er ferners / benanntes Nivelle unterschiedliches Beruffen; und seyen daselbst etlicher Hertzogen und Graffen / Begräbnüssen. An die Romanduos, schreibet er weiters in dem 6. Capitel lib. 1. rer. Brabant. stosse / bey dem Gestade deß Flusses Velpae. die Graffschafft Turin / 2. Meilen von Löven gelegen / so vor Zeiten der Alpaidis, deß Caroli Martelli Mutters / Erbgut gewesen; welche ihre Graffschafft sie dem Stifft Lüttich / zur Außsöhnung deß Todtschlags an S. Lamberto begangen / gegeben; und daher komm es / daß biß auff diese Zeit das Bisthum Lüttich so weit in Brabant hinein zugebieten habe. Es seye in dieser Gegend auch das Merodisch / Freyherren in Paruet / Geschlecht. Und dieses sagt Divaeus. Joh. Bapt. Gramaye schreibet in Gallo-Brabantia ad limitem Namurcaeum, pag. 1. seqq. daß Nivella, (dessen der Hertzog in Brabant zum theil als ein Erb-Vogt oder Schutzherr; zum theil / als ein Graff / Vorsteher ist) vor Zeiten Nivigella, Nivialum, und Nivellia seye genannt worden. Habe jetzt 6. Thor / 50. und mehr offene Strassen; den Fluß Thiene / und andere Bächlein; schöne / saubere Häuser / und lustige Gärten; allda / ausser dem obgedachten Jungfrauen-Stifft / auch etliche Pfarrkirchen / Clöster und Spitäl / seyen: und haben diese Statt durch Feuer / und Krieg / viel Schaden / sonderlich in den Jahren 1580. und 88. erlitten. Und gehöre hieher der grosse / mächtige / edle / und berühmte Marcktfleck Greiz / mit seiner Vogtey. Ludovicus Guicciardinus, in Beschreibung Brabants / sagt am 121. Blat / es lige Nivelle fünff Stunden von Brüssel / seye ein gnugsam bevestigte Statt / in welcher man sehr viel der zärtisten Leinwat mache / so der Camerachischen / insgemein Camer-Leinwat genannt / gar gleich / ja die schöner / und vielleicht auch besser / als diese / seye. Das Land herumb seye fruchtbar / und nicht weit von der Statt geb es viel Steinbrüch. Deß ersten Pipini, Hertzogs in Brabant / Tochter / die H. Gertrud / habe das obgedachte vornehmste Gottshauß allhie gestifftet / so ihren Nahmen führe / und ein ansehenlich / so wol innen / als aussen / geziertes Gebäu seye; in welchem sie hernach den sehr berühmten Orden der Canonicarum, angeordnet / so heutigs Tags mit grosser Majestät / und löblicher Haußhaltung / allda zu sehen. Es habe aber solcher Orden seine gewisse Anzahl / nemlich 42. Stiffts-Jungfrauen / welche ein freyes Leben führen / und in welche Gesellschafft keine genommen werden / sie seyen dann Fürsten / und grosser Herren Töchter. Darneben habe es an diesem Ort auch ein Stifft / oder Collegium von 30. Canonicis. Siehe von diesem vornehmen Collegio Canonicarum Virginium, auch den Aub. Miraeum in libro de Colegiis Canonicor. per Orbem Christianum, und in Fastis Belgicis, pag. 152. an welchem letzten Ort er sagt / daß obgedachte Erste Abbtissin allhie / die H. Jungfrau Gertrud / Anno 664. gestorben; und daß / neben der Kirche ihres Closters / oder jetzt Collegii, ein Schöpffbrunn / von dem allerlauteristen Wasser seye / das die Burger und Frembde / in Flaschen und Lägeln / nach Hauß mit sich zu tragen pflegen / die grosse Haselmäuß oder Schlaffratzen damit zu verjagen. Anno 1572. nahm Nivelle / der Printz Wilhelm von Oranien ein; Anno 78. aber und An. 81. die Spanischen. Anno 1641. zu Ende deß Aprilen / ist allhie der Thurn der besagten Hauptkirchen vom Blitz angezündet worden.


Orp / Orpium. Pipinus II. zugenannt Heristallus, Hertzog in Brabant / und Haußmeyer in Franckreich / hat die Alpaidem, eine Jungfrau von Adel auß Welsch Brabant / neben seiner rechten Gemahlin Plictrud / zu einer Beyschläfferin genommen / und mit ihr den Carolum Martellum, so folgends grosse Thaten

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_106.jpg&oldid=- (Version vom 9.1.2024)