Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 135.jpg

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Stadt im Ruermundischen Geldrischen Quartier gelegen / und dem König in Spanien gehörig; darauff die vereinigten Niederländer seyther / als Anno 1587. der Hertzog von Parma sie eingenommen / durch Verrätherey des Obristen Pattoni / eines Schotten / offtmals ihr Aug / aber allezeit vergebens geworffen. Ist auch Anno 1638. ihre Belagerung unfruchtbarlich abgangen. Es hat das gantze Land von diesem Ort den Namen. Und gibt man vor / daß ein greuliches ungewohnlich grosses Thier / in diesem Lande vor Jahren sehr grossen Schaden gethan / aber endlich von VVigando, und Lupoldo, zween Brüdern und dapffern Helden / deß Geschlechts von Pont / mit sonderlicher Vorsichtigkeit / zur Zeit Käysers Caroli Calvi, erlegt worden / solches unter dem erwürgen stets Gelre geschryen habe: und daher die gedachte von Pont / ihrem neuen nicht weit von der Maaß / an dem Wasser Neers / Nerio, oder Niersia, erbautem Schloß / den Namen Gelre gegeben hätten. Aeg. Gelenius, de Magnit. Coloniae, sagt p. 196. also: Oppidi Geldri insigne est in campo floribus seminato alatus serpens, à commento interfecti Draconis. Ligt zwo kleine Meilen von Stralen. Anno 1339. hat Hertzog Reinald zu Gelren allhie das Carmeliter Kloster gestifftet. Und ruhen in dieser Stadt Geldre, oder Geldria, die Heiligen Galenus, und Valenus. Der Fluß VVya kommt da in die Neers. Von dem Graben S. Mariae / welcher auch Fossa Eugeniana, nach der Hertzogin Clara Eugenia Isabella, genannt wird / und der den 21. Sept. Anno 1626. von den Spaniern / zwischen dem Rhein / und der Maas / Venlo und Berck / da der Rhein noch einig ist / durch die Geldrische und Cöllnische Gebieth / mit solcher Hoffnung angefangen worden / so das Werck wol abgehen würde / denselben Graben aus der Maas in die Demer / und aus der Demer biß in die Schelde zu leiten; und der bey der Stadt Geldren (so die Mitte machet) vorüber gehet / welches Werck aber die Holländer zum drittenmal verhindert / also / daß man An. 1628. davon ablassen muste. Sihe den Neuen Atlantem deß Guilielmi Blaeu / wie auch den deß Johannis Janssonii; von deme aber / was oben von der Stadt Gelre oder Geldren gesagt worden / Guicciardinum in Beschreibung Niederlands / Georg Braun im 3. seines Städtbuchs / Ens, in deliciis apodem. per German. p. 163. und Miraeum in Fastis Belgicis, p. 332.


Groll. Vorgedachter Guicciardinus referirt diese Stadt zur Graffschafft Zutphen / welche den vierdten Theil / oder Quartier deß Hertzogthumbs Geldern machet. Ist eine herrliche wolerbaute Vestung / an welcher der Zeit nichts / was zu Abtreibung grossen Gewalts vonnöthen / verabsaumet ist. Anno 1597. hat Graff Moritz von Nassau Groll belagert / und den 28. Sept. erobert; davon der Nassauische Lorbeerkrantz fol. 129. zu lesen. Anno 1606. hat der Marggraff Spinola / und die Spanischen diese Stadt eingenommen. Anno 1623. im Arpill / seyn allhie 75. Häuser plötzlich abgebrandt worden / weil dieselben mehrentheils mit Stroh gedeckt / und die die Wänd von Leimen gemachet seyn. An. 1627. hat sie Printz Friderich Henrich von Uranien / der Herren Staaten General / mit solchem Gewalt angegriffen / daß sich die Besatzung / nach lang gethaner Gegenwehr / den 19. Augusti / mit Beding ergeben muste. Und ist sie seythero in der vereinigten Niederländer Gehorsam verblieben. Sihe von dieser letzten Belager- und Eroberung / H. Grotium, in einem besondern Tractätlein.


Harderwick / Hardervicum, Dieser Geldrischen Hansee-Stadt Name / soll so viel / als eine Zuflucht der Hirten heissen / hat einen Uberfluß an Fischen / allerley Obst / Geträyd / schöne Wayde / und gnug Holtz: daher man wolfeil allda zehret. Anno 1229. ist sie vom Ottone III. Grafen zu Geldern / zu einer Stadt gemacht worden; hat Graf Reinhold von Geldren ihr hernach vom Käyser Rudolpho I. die Müntz-Gerechtigkeit zuwegen gebracht. Ist sehr vest / hat auch ein wolverwahrtes

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_135.jpg&oldid=- (Version vom 23.5.2023)