Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 142.jpg

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einigten Niederländern / so allda / an statt deß Hertzogen von Geldern jetzt auch müntzen lassen / gehörig ist. Es gab An. 1591. bey der besagten gewaltigen Schantz / zwischen beyden Partheyen einen starcken Scharmützel / darbey die Spanischen sehr einbüßten.

Ein Meil Wegs von Neumegen ligt das Dorff Groesbeck / daher ein sehr vornehmes Adeliches Geschlecht / deme solcher Ort gehörig / den Namen führet; und auß welchem Gerhardus Groesbequius, weiland Bischoff zu Lüttich / gewest ist. Sihe von dem / was von Nieumegen gesagt worden / ausser den allbereit angezogenen Autoren / auch Guicciardin. fol. 149. seqq. G. Braun in seinem Städtbuch p. 2. et 3. und Casp. Ens / pag. 164.


Ruermund. Diß ist auch ein fürnehme und veste Stadt / und das Haupt deß jenigen Quartiers / so der König auß Spanien noch vom Hertzogthumb Geldern übrig hat. Und kompt ihr Nam daher / dieweil die Rur allda ihren Außlauff in die Maas hat. Zun Zeiten Käysers Rudolphi I. hat sie sehr zugenommen / und ihr Graf Otto von Geldren auch die Müntz-Gerechtigkeit vom Käyser erlangt. War vorhin schön / Volckreich / und mächtig; aber wegen der Kriege / und der darinnen stets ligenden Besatzung / hat sie an ihrer vorigen Herrlichkeit etwas abgenommen. Ligt 3. Meilen von Venlo; und ist von den Orthen / so unter ihr Quartier gehören / oben im Eingang vom Gelderland gesagt worden. Ihr vornehmste Kirch ist zum H. Geist; so der Zeit ihren eigenen Bischoff hat / und in welcher der H. Bischöffe Wironis und Plechelmi, und deß Diaconi Otgeri, Gebeiner verwahret werden. Es ist auch allhie eine Carthauß / in welcher Dionysius Carthusianus, der / wegen seines heiligen Lebens / Doctor Ecstaticus; und seiner Bücher halber / so er in der menge geschrieben / der Ander Didymus Chalcenterus, von etlichen / wie Aubertus Miraeus, in Fastis Belgicis, p. 148. berichtet / genennet wird; sein letzte Lebenszeit zugebracht hat / und allhie Anno 1472. gestorben ist. Das weite / ebne / umb die Stadt gelegne Land ist gar fruchtbar / sonderlich an Weitzen; trägt auch gut Obst. Es seyn da herumb auch lustige Wälder / und nahend der Stadt ein Berg / der vorhin S. Peters / jetzt aber S. Odilien Berg genannt wird. Die Bürger allhie haben sich vor Zeiten zum Hanseatischen Bunde / als ein desselben Mit-Glied fleissig gehalten. Sihe von dieser Stadt Guicciardinum, fol. 152. G. Braunen im 3. Theil seines Städtbuchs / C. Ens in deliciis p. 136. Werdenhagen de Rebusp. Hanseaticis, part. 4. c. 2. fol. 17. Zun Zeiten deß Hertzogen von Alba / im Jahr 1572. bekam diesen Orth seine Widerpart / nehmlich Printz Wilhelm von Oranien; behielt aber solchen nicht lang. An. 1632. den 25. May / ist diese Stadt von Graf Ernst Casimir von Nassau / der darvor erschossen ward / belagert / und hernach im Junio / von den seinigen erobert worden: Anno 1637. als die Holländer Breda belagerten / bekamen die Spanische sie wieder in ihre Hände.

Ein Meil Wegs von hinnen ligt das schöne Dorff Kessel / mit einem feinen Bergschloß / welches seinen absonderlichen Herrn hat / und von deme ein kleines Ländlein herumb / so Landsfürstlich / das Land von Kessel genennet wird; wie Guicciardinus meldet.


Schencken Schantz / so mitten im Rhein gelegen / alles mit Pfählen geschlagen / grün Reißholtz darein geflochten / und mit Erden außgeschüttet ist. Hat gleichwol seine fürgelegte Wäll / und gantze Brustwehren / aber keine Pasteyen mit Casamaten oder fürgelegten Flügeln; dann sie nach Gelegenheit deß Orts hat müssen gebauet werden / weil sie zu beyden Seiten mit dem Rhein umbfangen / und denselben mit einer scharpffen Spitzen theilet / so zu einer sondern Wehr / mit zween fürgelegten Streichinnen / zu Creutzschüssen / gegen den Strom hinauß / angelegt / und gebaut worden / so der fürnehmste Paß deß gantzen Rheinstroms ist. Und weil sie

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_142.jpg&oldid=- (Version vom 13.1.2024)