Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 164.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Griechische Sprach. Bey den Gastungen / wann sie einander zutrincken (wie sie dann hierinn das Lob haben /) und das Trinckgeschirr überreichen / geben sie einander die Hand / und küssen die Weibspersonen; welches auch die Weiber unter ihnen selber thun; und wer solches abschlägt / wird für stoltz geachtet. Welches auch im Empfahen und Urlaub nehmen / sonderlich der jenigen / die weit herkommen / geschihet.

Es wird aber das rechte Frießland in zween Haupttheil abgesondert / deren der Erste von dem Flevo, biß zu dem Fluß Lavica; der Andere aber von solchem / biß zur Embs / sich erstrecket. Der erste Theil hat in seinem Umbkreiß kaum 25. und in der Länge und Breite 8. grosse Meilen / darinn acht wehrhaffte Städte / 3. Städt ohne Mauren / 9. Abteyen / 46. Clöster ins gemein (deren Einkommen / weilen das Land jetzt der Reformirten / wie mans nennet / Religion / der Fiscus eingezogen) 28. Vogteyen / 331. Flecken / so vor andern berühmt / und theils den Städten / wegen ihrer Gebäu und grossen Handlung / als Collum / Bolcum / Mackum / Jawere / Herenvena / etc. nicht ungleich seyn. Und wird dieser erste Theil wieder getheilt in das Westergöu / darinnen Franeker / Sneck / Bolswerd / Harlingen / Slota / Staveren / Hindelopen / Worbum / und Ilsta; und in das Ostergöu / darinn Lewarden / und Doccum ligen; und in Sibenwalden oder Sevenwolden / deren Inwohner Silvestres genannt werden / mit dem Bisthumb Utrecht grentzet / und keine Städt / aber 77. Dörffer haben. Zwischen den besagten Ostergöuern / und Westergöuern wohnen auch die Biltani, und das ist die erste Regio, oder Theil vom rechten Frießland; darzu auch etliche Inseln / und darunter Flieland / (Schirmonkooge) Ameland / Buscha / Borcum / Busa / Schellingen / etc. gerechnet werden; von welchen obgedachter Emmius l. 2. rerum Frisicarum fol. 31. zu lesen. Und handelt von der erwehnten Insel Schellingia auch Guicciardin. in Beschreibung Niederlands / f. 170. Wer Lust hat / kan auch andere / sonderlich die Welt- und Erdbeschreiber von diesem Frießland / so man ins gemein für Ost-West-Frießland / zum unterscheid deß Emderlands / so man gemeinlich / wiewol / wie Cluverius und Bertius wollen / unrecht (Sihe aber Emmium) Ost-Frießland nennet / und davon in Beschreibung deß Weßphalischen Cräises gesagt worden / heisset lesen, welche schreiben / daß gedachtes rechte Frießland gegen Mittag / mit Over Issel / und der Zuyder See; von Morgen mit der Lavica, und Gröninger-Land / grentze; von Mitternacht aber / und Abend / das grosse Meer habe.

Der ander Theil / so von dem Aestuario Lavicae, biß zur Embs sich erstreckt / ist vor Zeiten von etlichen das MinderFrießland geheissen worden. Jetzt nennt mans das

III. Gröninger: und in den Actis publicis, das Umbland / dessen Haupt-Stadt Gröningen ist; und welches Lande man ins gemein unter die 17. Niederländische Provintzen absonderlich rechnet / und ihme zu Grentzen gibet / von Nidergang das obgeschriebene Frießland / ins gemein Weß-Frießland genannt / von welchem es durch den Fluß Lavica abgeschieden ist: von Mitternacht die Aestuaria Oceani, oder Meerpfützen / so die Anwohner de VVatten pflegen zu nennen; gegen Morgen oder Auffgang die Embs / sampt dem grossen See-Dullart genannt / der es von dem Embder: oder dem so genannten Ost-Frießland absondert; und vom Mittag das Land Over Issel. Sihe J. Henrich Hagelganß / in Beschreibung Niederlands / p. 169. seq. Ausser den beeden Städten / Gröningen und Damm / so dieses Land hat / seynd allda in die 160. Dörffer / mit Kirchen / so theils außsehen wie Städtlein / darunter Delfsil ist. Item 25. reiche Clöster / sonderlich Adoarden / so über 5. Dörffer zu gebiethen / und ein prächtige Kirch hat; Item Essen; und 4. Probsteyen / sampt einer Collegiat-Kirch; so aber der Zeit alle in der vereinigten Staaden Händen / und ihrer Religion / seyn. So hat es auch da viel schöne Adeliche Häuser / und veste Schlösser: wiewol sonsten dieser Theil fast nur halb so groß / als der obgedachte

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_164.jpg&oldid=- (Version vom 16.1.2024)