Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 221.jpg

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die anfangs ihre Hütten / und mit Stroh bedeckte Häußlein da auffgerichtet; und war solches Fischer-Flecklein unter den vornehmen Edelleuten von Amstel / so folgends also zugenommen / daß Giselbertus von Amstel den Ort mit hültzernen Brücken und Thürnen / Thoren / und anderm / verwahret / und gleichsam zu einem Städtlein gemacht hat. Als folgends dasselbe an die Grafen von Holland kommen / so hat Graf Wilhelm Anno 1342. demselben unterschiedliche Freyheiten geben; daher es sich hernach zu den Hansee-Städten / mit seinem grossen Nutzen gehalten / und Anno 1391. noch ein mehrere Freyheit von Hertzog Albrechten in Bayern / Graffen zu Holland / erhalten hat: folgends aber unter Käyser Maximilian dem Ersten / und seiner Gemahlin Maria / Hertzogin zu Burgund / Gräfin zu Holland / mit einer rechten Maur Anno 1482. umbegeben; ferners Anno 1585. erweitert / und allenthalben mit einem Wall und tieffen Graben verwahret; und hernach / wegen des grossen Zulauffs / und unglaublicher Handthierung diese Stadt mehr als noch so groß worden ist; und auch an Reichthumb also zugenommen hat / daß alle die Waaren / so von weitem her allhie zu Schiff ankommen / die Inwohner gleich an sich kauffen mögen; also daß die Schiff offtermals innerhalb des 5. oder 6. Tags ausgeladen werden / und also bald wieder nach Haus kehren können. Daher einer diese Verß von dieser Stadt gemacht hat:

Si quis divitias congesti cernere mundi,
Et miranda novis adjecta habitacula regnis
Expetat, Amstellae cognoscat sedulus Urbem.

Und seynd sonderlich zwey Collegia der Kauffleuthe / nemlich das West- und Ooste Indische / berühmt / welche fast die gantze Welt umbfahren / und derselben Schätz und Güter hin und wieder in Europa auszutheilen pflegen. So werden auch allerhand Schiff in der Menge allhie gemacht; auch wol von Königen zu verfertigen bestellt. Der Boden ist sonsten luck und wässerig; daher man zu dem Grund legen grossen Unkosten auffwenden muß / also daß man darfür hält / daß das Fundament zu den Häusern / die alle auff starcken Pfählen stehen / wo nicht mehrers / doch so viel als das Ubergebäu kostet. Ligt sonsten gar lustig / und hat auff der andern Seiten ein schön eben fruchtbar Land. Das Wasser tritt fast in alle Gassen / daß man mit den Schiffen / so nur einen Mastbaum haben / allenthalben hinkommen / auff- und abladen kan. Und seyn die Brücken also gemacht / daß wann ein Segelbaum oben ein wenig anstöst / sich ein Stuck von derselben selbst auffthut / und wann der Segelbaum durch ist / stracks wieder zufällt. Und dieweil / wo man nur eingraben wil / sich da Wasser findet / so wird darfür gehalten / daß diese Stadt unüberwindlich seye; zumal sie mit Gräben / Wällen und Bollwerck auffs neu befestiget worden. Und ist die Form der gantzen Fortification wie ein halber Circul. Jedes Bollwerck stehet vom andern auff 236. Schritt. Es begreifft die Stadt jetzt 530. Jauchart / 362. Ruthen. Unzahlbar viel Brücken findet man allda / mehrertheils von Holtz / doch also gemacht / als wann es ein gantzes Werck wäre / darunter sonderlich wegen ihrer Grösse / und Gewölbe / die jenige zu besichtigen / die über die Ambstel / und Damerac / gehen. Hat gar weite Plätz und Märckt / 5. vornehme Thor / ohn die andere. Gegen dem Fluß Ya ist die Stadt / oder dieselbe gantz Seiten mit Pfählen in doppelter Ordnung / wie mit einem Wall verwahret / dardurch die Schiff und Zillen / ihre unterschiedliche Eingäng haben / wiewohl die grosse Last-Schiff mit auffgerichteten Mastbäumen / nur an gewissen Orten hineinkommen können. Höchstgedachter Käyser Maximilian hat der Stadt den 10. Hornungstag Anno 1490. zur Wappenzierde eine Käyserliche Cron geben. Sie wird aber in die Neue und Alte Seiten getheilet. In Alt Ambsterdam / oder auff der alten Seiten / so gegen Morgen gelegen / stehet die alte Pfarrkirche / de Oude Kerck genannt; so sonsten anfangs S. Johann dem Täuffer / und dem Bischoff Nicolao, zu Ehren

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_221.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2024)