Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 241.jpg

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Storchen ihre Jungen hinweg geflehnet / welche sie aber / schwerheit halber / nicht tragen können / sie mit ihren Flügeln bedeckt / und sich endlich mit ihnen verbrennen sollen haben lassen. Theils zwar setzen diese Geschicht erst nach dem 1389. und vor dem 1448. Jahr; Theils referiren solche erst zum 1536. und sagen: Als die alten Storchen gesehen / daß das Feur sich ihren Nestern nahen wolle / daß sie ihre Jungen auß denselben zu werffen versucht; dieweil aber die Jungen zu schwer gewesen / man augenscheinlich gesehen habe / daß die Alten sie mit außgebreiten Flügeln bedeckt / als ob sie dieselbe entweders beschirmen / oder ja sie nit überleben wolten / und seyen also mit ihnen verbronnen. Und kan wol seyn weilen in gedachtem 1536. Jahr diese Stadt wieder meistentheils in die Aschen gelegt worden / daß sich ein dergleichen Geschicht mit den Storchen zweymal allhie begeben. Der vortrefflich gelehrte Mann Hadrianus Junius hat weyland diese Vers hievon gemacht:

Candida et obstreperis in visa Ciconia ranis,
Pignora ab ardenti viderat igne premi.
Excipiatne suos, et aperta pericula tentet?
Hinc suadet pietas, vitae amor inde vetat.
Hunc luctum pietas generosa diremit, et urna
Esse eadem, et sobolis vult Libitina suae.
Jam minor Assyrium Phoenicem fama loquatur,
Vivere quae busto quaerit, at ista mori.

Sihe von dieser Stadt obgedachten Zuerium, in Theatro Hollandiae, Hegenitium in Itin. Frisio-Holland. G. Braun in seinem Städtbuch / und C. Ens in delic. apodem. p. 153. seqq.

Es ligen umb Delfft herumb 1. Loßdum / davon unten 2. Hunds Larden / weyland Printz Friderich Henrich von Oranien gehörig / so allda ein Königl. Gebäu auffführen / und solchen Orth noch stetigs zieren lassen. 3. Ouvverscie, oder Overscia, ein berühmt Dorff und Uberfahrt über den Fluß Scia. 4. S. Gravesanda / davon unten; und 5. Voorburg / davon auch unten an seinem Ort gesagt wird.


Delfshaven / Delfshavia, gleichsam Delforum Portus, in Holland. Hertzog Albrecht auß Bayern / Graff in Holland / hat umbs Jahr 1404. denen von Delft / wegen ihrer tapffern ihme geleisten Dienst / erlaubt dergleichen Port / auß Overschen / (oder dem berühmten Dorff / Ouvverscie) biß in die Maas zu machen / welches dann der erste Anfang dieses Orts gewesen. Und ist derselbige jetziger Zeit mit Häusern wol erbaut / gibt viel Schifffahrten allda / hat auch einen gantz bequemen Hafen an dem Außfluß der Maas / Item ein feines Rahthauß und Kirchen / neben einander / und ist mit vesten dicken Thämmen oder Dämen / wohl verwahret; wie Zuerius in Hollandiae Theatro, p. 355. berichtet.


Domburg. Ludovicus Guicciardinus, in Beschreibung Hollands sagt / daß unter den Duinen / oder den Sandhügeln / oder Bäncken deß Seelands / etliche Stättlein oder vielmehr Flecken / ohne Mauren seyen / sonderlich Souteland / und Westcappel / welches letztere noch heutigs tags Statt-Gerechtigkeit habe; wiewohl die Statt dieses Nahmens zu seiner Zeit mehr als vor 120. Jahren vom Meer ersäufft worden. Auff diesen Orth folge Domburg; hernach Westhoven / da vorzeiten der Apt zu Middelburg seinen Lust und Erquickung gehabt habe. In dem Neuen Atlante stehet / daß Domburg jetzt ein grosses Dorff / vorzeiten eine Statt gewesen / und anjetzo noch mit den Stätten einerley Privilegien geniesse. In dem T. 5. Theat. Europ. wird f. 1298. gemeldet / daß umbs Jahr 1647. etliche extraordinari Antiquiteten gefunden worden / am Seestrand / zu Domburch / oder Domburg / in

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_241.jpg&oldid=- (Version vom 25.1.2024)