Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 315.jpg

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Utrecht / Ultrajectum. Es ligt diese deß Bisthumbs dieses Nahmens Haupt-Statt Utrecht / ins gemein Utert genant / an dem alten Grund deß Rheins / welcher / ehe er außgebrochen / und in den Leck gefallen / daselbst fürüber in das Meer geflossen / derwegen noch heutigs tags dieselben bezwungene überkommene Wasser / so die Einwohner von mehr Orthen / durch Gräben und Canäl / in die Statt geleitet / und eben durch den alten Strom auff Voerden und Leyden zu / lauffen machen / der Rhein genannt ist. Es liegen auff eine Tagreise umb diese Statt 50. Stätte / also daß man zu Fuß zu jeder derselben in einem Tag gelangen kan. Den Nahmen führet Zuerius her von Out / das ist Alt / und trecht / das ist eine Uberfahrt; der auch am 93. Blat schreibet / daß in der gemeinen Holländischen Chronic der Statt Anthoninae, oder Antoniae, gedacht werde / die von Antonio Columna, dem Zunfftmeister und Römischen Ritter / den Nero von Rom verjagt / Anno Christi 65. in West-Holland (so der sehr fleissige Geschichtschreiber der Utrechtischen Bischöffe und Sachen / nemblich Wilhelmus Heda, hin und her der Wilten Land nenne) erbauet worden. Und stehe daselbst / daß dieses Antonii Nachkommen die Beherrschung an diesem Ort / biß ins Jahr 186. behalten haben / in welchem von den Sclaven und Wilten die Statt Antonina erobert / und auff den Grund zerstört; aber nicht lang hernach / eben von diesen Wilten wieder erbauet / und Wiltaburg genannt worden seye. Die Fuldische Chronic melde / daß die Gewerb-Statt Wilsla / neben dem Außfluß der Maas / An. 835. von den Nordmannen angezündet worden seye. Welches dann nicht anders / als von Dortrecht soll verstanden werden; wiewol ihme nicht unwissend / daß Antonina, und Wiltaburg / von allen der Statt Utrecht zugeschrieben werden. Meibomius in Notis ad Levoldi Northov. Origines Marchanas, sagt / daß die Slaven / so man Leuticos, oder Luticos geheissen / auch mit einem andern Nahmen / wegen ihrer Wölfischen Natur und Rauberey / Wiltzi seyen genannt worden / und andere / als die Luzici gewesen / die dem Land Laußniz den Namen gegeben haben. Und von diesen Wilzis solle diese Statt Wiltrajectum seyn genannt worden / darauß man hernach Ultrajectum, und endlich Utrajectum, und Utrecht gemacht. Cluv. aber l. 2. Antiq. Germ. c. 36. sagt / daß sie Trajectus in 4. declinatione heisse / und generis Masculini seye; mit welchem auch Bertius übereinstimmet. Daß also dieser Ort auf Teutsch Trecht oder Tricht geheissen / den man wol hernach von den besagten Wilten eine Zugab mag gegeben haben; von denen auch das Schloß Wildenburg / so auff 3600. Schritt oberhalb Utrecht gelegen / den Namen bekommen haben solle. Es ist Utrecht vorhin zum Frießland gerechnet worden; wie dann der Friesische König Radbodus allhie damaln gewohnt / als er vom Fränckischen Haußmeyer / dem Pipino, von dannen verjagt worden. Ist jetzt eine schöne wolgebaute grosse Statt in einer schönen fruchtbaren Ebne gelegen / und rings herumb mit Wassergräben / Wällen und Bollwercken wohl versehen / die auch in vielen Gassen Wasser / und über das / so oben von den 50. Stätten vermeldet worden / ein solches Lager hat / daß einer / der frühe morgens allda ausgehet / 26. Stätte im Umbkreis durchwandern / besichtigen / und des Abends wieder zu Haus seyn kan. Gibt ein grosse Menge Volcks allhie / und schöne Gebäu / darunter ein hoher Thurn von 457. Staffeln. Die vornehmste Kirchen seyn S. Martini, Salvatoris, Joan. und Mariae, darunter die zu S. Martin die Bischöffl. Haupt-Kirch oder der Dom ist. In der bey S. Salvator, insgemein Oude Munster genant / ruhet der H. Gregorius, der dritte Bischoff allhie / so An. 785. oder 86. gestorben; wie auch der H. Fredericus; Bischoff diß Orts und Märtyrer / und ist vorhin ein Stifft gewesen; gleichwie auch die obged. beede Kirchen zu S. Peter / und Johann dem Täuffer ihre Canonicos gehabt haben / und derselben / wie auch der Kirch zu S. Paul Erbauer / nemblich der H. Bernulphus, ingleichem gewester Bischoff allda / so Anno 1054. gestorben /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_315.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2024)