Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 333.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sehr fruchtbare Schaaff; viel Hirsch / wilde Schwein / Hasen / Königlein / Imen / und allerley Vögel; den wolgeschmacksten Buter / Kühe- und Schaaffkäse / in der menge; sehr viel wolriechende und zur Artzney taugende Kräuter / auch Geträide / und Hülsenfrüchte; jedoch deß Geträides / wegen menge deß Volcks / nicht allzeit genug. An Obst / auch an Quiten / Pfersich / etc. ist da kein Mangel. Man findet ingleichem / an warmen Orten / Citronen / Pomerantzen / Limonen und Feigen. Hat 26. zum theil umbmauerte / zum theil offene Stätt / 1154. Dörffer / mehr als 250. Vogteyen / über 27. freye Herrschafften mehr als 130. Clöster / und darunter 157. Apteyen; deren etliche ansehenliche Herrschafften haben / 21. Collegiat-Stiffter / 7. Bistümer / darunter 3. Bischöffe da ihre Wohnung haben. Die Sprach ist Teutsch / welche aber die Oberländer / sonderlich die Schwaben nicht wol verstehen. In den Stätten reden die Burger auch Frantzösisch / so sie der Teutschen Sprach fast fürziehen. Gibt wolgestalte und hertzhaffte Männer / welche sich überflüssigen Haußraths / köstlicher / und unterschiedlicher Kleidung; schöner / und bequemer Gebäu gebrauchen / und mit eingesaltzenem Ochsen- und Schweinenfleisch auff ein lange Zeit in der Küchen versehen. Die Dienstbarkeit und Freyheit durchauß oder gäntzlich wissen die Fläming nit zu ertragen. Seyn einfaltigen und auffrichtigen Gemüts / und lassen ihnen meisten theils am Gesicht ansehen / was sie im Hertzen gesinnet. Seyn so wol in ihrer mütterlichen / als frembder Sprache / beredtsam / fähig guter Künsten / und die nach anderer Nationen Köpffen sich schicken können. Geben gute Mahler / Bildschnitzler / und andere Handwercks- auch Ackerleut. Machen schöne subtile Leinwat / gute Barchet / Tücher / und dergleichen; so sie / wie auch die Teppich wol färben und zurichten. Sie wissen ingleichem das rohe / grobe und graue Saltz / so man auß Franckreich und Spania dahin bringet / gar schön / weiß und wohl geschmack zu bereiten: Sie haben zwar zeitige Trauben / lassen aber den Wein anderswoher in grosser menge bringen / welcher gleichwol von denen / so ihn verkauffen / gar offt und ungestrafft mit Kalch / Schwefel / und andern schädlichen Sachen verderbt wird / daher bey Manns- und Weibspersonen allerley Kranckheiten entstehen. Sie machen auch da Medt / Item ein Getranck von zerstossenen Aepffeln und Birn: und gutes Bier. Den Bettlern / ausser denen / so durch Alter / Kranckheit / und Leibsgebrechen / erarmen / seynd sie nicht hold: ihrer armen Burger Kinder aber versorgen und bekleiden sie / und lassen sie was lernen; die Frembde beherbergen sie / und zwar die starcken eine Nacht; die Krancke aber so lang / biß sie gesund werden. Ihre Sitten seyn auß der Teutschen gravität / und der Frantzosen Munterkeit gemischt. Sie zechen gern / und bißweilen biß sie truncken werden / dardurch dann Zanck und Todschlag / entstehet. Haben viel Garküchen / Spielhäuser und dergleichen. Sie balgen sich auch gern: aber trachten einander nicht mit Fleiß nach dem Leben. Sie haben ihre sonderbahre Gesetz / und wo die ermanglen / so gebrauchen sie sich der Käyserischen. Die unehliche Kinder erben allda ihre Mütter so wol / als die ehelichen. Es können da auch die Frembde zur Obrigkeits-Würde gelangen. Und mögen die Außländische ihrer in Flandren verstorbnen Blutsfreunde Güter erben; welches in Franckreich / Engel- und Schottland / bey denen Frembden / so ohne Testament und Kinder sterben / nicht geschiehet. Vnd dieses auß dem gedachten Göln. Der neue Atlas sagt / es hetten vorzeiten auch zu Flandern die Graffschafften Beunen / Calis / Teruanen / Artois und S. Paul gehört. Es seyen in gantz Flandren 31. Höffe / oder hohe Justitien, in Latein Fora, oder Conventus Juridici, und in Flämisch Casselreyen genant / für welchen alles / was in Rechtssachen fürlaufft / muß abgehandelt werden. Er theilet aber das Land in TeutschFlandren / 2. FlämischFlandren / 3. WelschFlandren / und 4. in Reichs und eigen Flandren / und gibt einem jedem Theil seine eigne Orth. Es hat sich aber nicht allein durch die vorige Krieg / sondern auch in dem jetzigen Frantzösischen letzten / in diesem Land viel geändert / und stehet in dem

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_333.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2024)