Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 363.jpg

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von einem Bruch erledigt worden / damit er 17. Jahr zu schaffen gehabt hatte. Weil aber auch die Landtafeln Espinoy noch in Flandren / und zwar nahend den Artesischen Grentzen / setzen / so wollen wir / in dieser Differentz / beym Guicciardin. verbleiben.


Gauer / Gauera, ein grosses Dorff / sampt einem ansehenliches Schloß / in der Graffschafft Aelst / oder Alost / und 3. Stunden von Gent gelegen / so Anno 1582. der Hertzog von Parma eingenommen. Zu deß Guicciardini Zeiten / hat sich der Graff von Egmond einen Fürsten zu Gauer geschrieben. Wie dann dieses Gauer dem Graffen Lomoral von Egmont / den der Hertzog von Alba hinrichten lassen / gehört hat.


Gent / Gandavum, Ganda, Gand / diese mächtige / und weitberühmte Flandrische Statt / so unter die grösseste in gantz Europa gerechnet wird / solle zun Zeiten deß ersten Römischen Käysers Julii, den man zu ihrem Erbawer auch machen will / Gaida geheissen haben / und hernach von den Wenden / so sie eingenommen / Wanda seyn genannt worden / davon folgends der Deutschen Gent / und der Frantzosen Gand / entsprungen. Sie ligt gar wol / und kommen 4. schiffreiche Wasser / als die Schelde / Lise oder Liza, Mourwater / und die Live oder Livia, in dieselbe; und hat noch über das die Neue Fahrt / oder einen grossen Canal / oder Graben der Anno 1551. durch vierjährige Arbeit / und mit grossem Unkosten gemacht worden / so ins gemein die Nieuvaert van Gent op t’Zas genannt wird / und auff 4. Meil wegs in das Seeländische Meer gehet; bey dessen Außfluß / und Meer-Port / die treffliche Schantz / das Gentische Zas / oder Sas / Sassum, genant; Item herumb die Schantz S. Antonii, die Philippine-Schantz / der Fleck / Closter und Schloß Assenede; Selsaten / Oesterreichisch Polder / S. Bernhards Polder; und die Forten Raymen / Terduncq / Engelfort / und Rohenhausen / ligen: Welche besagte Spanische Haupt-Vestung aber in Flandern / nemblich den Saß von Gent / (so sie / die Spanier / Anno 1583. wie Chytraeus, lib. 26. Saxoniae, fol. 736. schreibet / angefallen / und auch / wie Fam. Strada sagt / erobert haben) die vereinigte Niederländer Anno 1644. den 28. Julii belagert / und sampt der S. Antonischantz / den 6. Septembr. durch Accord / davon in Tomo 5. Theatri Europaei fol. 569. seqq. erobert haben. Der Vmbkreiß der Statt Gent ist sehr groß / und wird deßwegen mit Meyland verglichen; und zwar so ist derselbe innerhalb der Mauren ein wenig mehr als von 7. Welsch Meilen; von aussen aber mehr als zehen; darfür C. Ens, und andere 3 Teutsche Meilen setzen / so aber / sonders zweiffels / von Niederländischen werden zu verstehen seyn. Es ist gleichwol Gent nicht so volckreich / als Meyland. Dann zu Gent / ob man wol mehr als 35. tausent Häusser zehlet / gibt es viele leere Plätz / und Gärten / da weder Häuser stehen / noch Leute wohnen. An grossen und kleinen Kirchen / Clöstern / Spitälen / und dergleichen Gottshäusern / für die Arme / und andere hülffbedörfftige Personen / (deren C. Ens in delic. apod. p. 108. gar viel hat) werden ins gemein 55. gezehlet / darzu aber in den nächsten Jahren noch mehrere sollen kommen seyn; hat auch besagter Ens allbereit im Jahr 1609. deren ein viel grössere Anzahl; wan schon zu den 55. noch fünff Abbteyen / wie von etlichen geschicht / gethan werden. Es ist aber / auß den Kirchen / die zu S. Bavon berühmt / darinn Anno 1559. in gegenwart Königs Philippi II. auß Spanien / vom Orden deß güldenen Flüß / ein ansehenliches Fest gehalten worden; wie dann die Anzahl der Ritter im Chor allhie zu lesen. Es hat auch der berühmte Jurist Viglius Zuichemus, so in seinem Wittibstande / und Alter / Geistlich worden / daselbst ein ansehenlich Begräbnuß. Es ist aber der H. Beichtiger Bavo, deren von Gent Patron / deß Graffen Agilulfi in Haspengöw / Sohn gewesen / der allhie Anno 630. oder 31. in S. Peters Closter / so er gestifftet / begraben / und nach ihm solches Benedictiner Closter S. Bavonis genannt worden. Folgends im Jahr 1537. haben

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_363.jpg&oldid=- (Version vom 5.2.2024)