Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 391.jpg

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Ambrosius Spinola (dessen Nahm umb selbige Zeit am ersten bekannt worden) konte sie nicht entsetzen; wiewol er an seinem Fleiß nichts hat erwinden lassen. Es seyn bey vier tausend bewehrter Mann außgezogen / neben noch 1400. Slaven / so meistentheils Türcken gewesen. Sihe den Nassauischen Lorbeerkrantz fol. 312. seq. und Meteranum lib. 24. Seither haben die Spanischen unterschiedliche hefftige Anfäll darauff gethan / welche aber die Inwohner / neben der Besatzung / allemal mannlich abgeschlagen. In dem neuesten Guicciardino stehet also von diesem Orth: Sita est urbs ad oram portus semilunari penè forma, et situ loci, et multis validis operibus, permunita. Satis ampla est, quippe quae penè milliare ambitu complectatur, sed multis locis aedibus vacua, ita ut supra 100. vaccae intra moenia pascantur. In eodem oppido et Collegium habetur, quod Franconatui jus dicit, constans Ballivo, Consule, et 7. Scabinis, Pensionario, et Graphiario.

Gegen Mitternacht zu / ligt die Insel Cadsant / oder Cassand / deß Georgi Cassandri Vatterland / welche gedachter Fürst Moritz / ehe er vor Schluiß geruckt / zu Ende deß Aprilen / erobert / und mit gewaltigen Wercken / wider allen feindlichen Uberfall hat verwahren lassen.


Stechen / ein gutes Marcktflecklein in Teutsch oder Flämisch Flandern. Eine halbe Meil davon ligt das vornehme / und gar reiche Closter Boudeloa.


Stegra / von den Frantzosen Eterre genannt / ein Marcktflecken an der Lis / oder Leye, in Teutsch Flandern / sampt einer steinern Brücken / und starcken ansehenlichen Schloß / so umbs Jahr 1631. dem Geschlecht Stavel zugehört hat. Es ist geschrieben worden / daß die Spanischen Anno 1647. das Castell Stegers erobert hätten / so ohne Zweiffel dieses Stegra seyn wird. Uff halbem Weg zwischen Armentiers und Belle gelegen.


Steenhusen / ein gar vornehmes Dorff in Käysers Flandern / und der Grafschafft Aelst / oder Alost / so Fürsten Titel hat; wie Guicciardinus sagt.


Tilet / Tiletum, ein Marcktflecken in Teutsch Flandern / da man viel Tuch / Leinwat / und anders mehr machet. Aub. Miraeus in Elogiis Belgicis schreibet p. 31. daß dieses Tiletum schier mitten in Flandern lige. Hat einen gesunden Lufft / ein feines Spital / und Franciscaner Nonnen-Closter / und hält jährlich im September einen Wochenmarckt. Es wird eine Histori erzehlet / von einem / welcher Anno 1402. im Mertzen / den Alexandrum Spierincum, den Obristen Landdrosten in Flandern vor Gottes Gericht / innerhalb 8. Tagen zu erscheinen / geladen / so auch geschehen ist. Sihe die neueste deß Guicciardini Beschreibung Niederlands / Anno 1646. außgangen / in dieses Tileti description, fol. 154.


Tornick / Dornyck / Tornay, Tornacum. Diese alte Bischoffliche und der alten Nerviorum, so jetzt Tornacenses genannt werden / Statt / ist / von Iulii Caesaris Zeiten an / unter dem Römischen Reich gewesen / biß Clodius, Pharamundi Sohn / der Francken König / solche eingenommen / und die Römer dannen vertrieben hat / so umbs Jahr 427. geschehen. Als er aber von den Wandalern / Alanern / Schwaben / und Burgundern / überzogen worden / hat er sich von der Schelde / Maas / und Rhein / dahin er mit seinen Waffen gelangt war / wieder in Franckreich gewendet. Es hat aber hernach Clodovaeus, oder Ludovicus, der erste Christliche König in Franckreich / als er Anno Christi 486. den Römischen Landvogt auff Soisson überwunden / neben vielen andern Orten / auch diese Statt Tornick in seinen Gewalt gebracht; ist auch dieselbe unter der Frantzosen Regierung biß auffs Jahr 1513. gewesen / in welchem sie König Henrich auß Engelland eingenommen / aber An. 1518. dem König Francisco I. in Franckreich restituirt,

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_391.jpg&oldid=- (Version vom 10.2.2024)