Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 429.jpg

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Reus / Reulx, Reux, Rodium, Rethia, Rentica, Rentiacum, ein sehr altes Städtlein im Hennegöw / dem Hauß Croye gehörig / so gut / und lustig / auch ein grosses Gebieth hat. Es ist nahende dabey ein Praemonstratenser Closter und Aptey / darinn Canonici Regulares seyn. S. Foillanus, der Bischoff / ist an dem Ort / wo jetzt dieses Hennegöwische Closter stehet / in dem Walde / so Lateinisch Sylva Carbonaria genannt wird / gemartert worden. Obgedachtes Städtlein und Gebieth / hat Carolus V. der Käyser zu einer Graffschafft gehöcht; so jetzt Marggraffschafft Titel haben solle. Es hat eine Capellen / der H. Jungfrauen Marien zu Ehren geweihet / so schön ist / und allda Wunderwerck geschehen sollen. Ligt 2. Meilen von Bins / und 3. von Bergen. Anno 1578. nahmen dieses Reuxinum die Spanischen ein.


Sainct, Sancti, ein Ort in Artois / allda in der Kirchen die H. Jungfrau / und Märtyrin Saturnina ruhet / so ihren abgeschlagenen Kopff in die Hand genommen / und / im Angesicht deß Volks / biß in diese Kirchen getragen haben solle. Sihe Aubertum Miraeum in Fastis Belgicis, p. 274. seq.


Soignies, Soignii, Soigniacum, Sonegium. Ein Städtlein im Hennegöw / 4. Meilen von Hall / und 3. von Bergen / am Fluß Zinna, Zenna, oder Senne / beym anmütigen Wald Soigni, gar lustig gelegen. Hat ein vornehmes Canonich-Stifft zu S. Vincentio, der es gestifftet / und mit Gütern begabet / auch allda in einem silbern Sarch begraben liget. Es ruhet ingleichem allhie in einer silbern Truchen / der heilige Landricus, gewester Bischoff zu Meaux, oder Meldis, in Franckreich / so deß gedachten H. Vincentii, Graffens in Hennegöw / und der heiligen Waldetrudis Sohn gewesen / und umbs Jahr 660. oder 70. gelebt hat. Guicciardinus sagt / es habe dieses Stifft über das Städtlein / und herumb ligende Landschafft zu gebiethen. Die Canonici werden die Herren von S. Vincent genannt. Es seyn viel Musici, so gute Stimmen gehabt / von hinnen bürtig gewesen; und haben die Landsfürsten allda ihren Cantoribus die Besoldung / und jährliche Verehrungen zu reichen gepflegt. Der Nam dieses Städtleins wird von dem obgedachten Wasser hergeführet. Anno 1578. bekamen diesen Ort die Spanischen.


Sorle Chasteau, Sora Castellana, ein vornehmes Dorff im Hennegöw / sampt einem wunder altem / und vesten Schloß / dem Hauß Croye gehörig. Im neuen Atlante wird es Solre le Chasteau genannt / und gesagt / daß es das fürnehmste und trefflichste Dorff in gantz Hennegöw seye.


Teruana, Teravanna, Teroane, Terouenne, vorzeiten ein gewaltige Bischoffliche alte Stadt / der Morinorum, eines West-Flandrischen Volcks / (so von den Pfützen / welche sie Moeren nennen / und noch daselbst herumb gemein seyn / also genannt worden /) Haupt; Derentwegen vor diesem viel Streits gewesen; weil die Frantzosen diese Stadt nach Boulogne; die Niederländer aber nach Artois gezogen. König Heinrich der Achte / in Engelland / Käyser Maximilian deß Ersten / und seines Enick Sohns Caroli / hernach Römischen Käysers / Bundsgenoß wider Franckreich / hat sie Anno 1513. belagert / erobert / und der Mauren beraubet; und hernach Anno 1553. höchstgedachter Käyser Carl solche auch den 20. Junii / mit Sturm erobert / geplündert / angezündet / und gantz geschleiffet / und also diesen öden Platz / den Frantzosen / mit dem Beding gelassen / daß derselbe nimmermehr solte mit Mauren umbgeben werden. So viel aber das Bistumb alda / so Anno 531. gestifftet worden / anbelangt / so seynd folgends desselben Einkommen in gleiche zween Theil / zwischen den Frantzosen / und Niederländern / getheilet worden / also / daß der Frantzösische Theil dem Bistumb zu Bononia,

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_429.jpg&oldid=- (Version vom 21.2.2024)