Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 443.jpg

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Arlon / Arlunum. Dieses Luxemburgischen Stättleins Nahmen wird von einem Altar und dem Mond / hergeführet / daß er so viel als Ara Lunae, heissen solle; dieweil die Leuthe an diesem Orth dem Mond / oder der Lunae, einen Altar vor Zeiten im Heydenthum erbauet / und auff solchem dieser ihrer Abgöttin geopffert haben. Und vermeinet Joannes Bertelius, Abt deß Closters Epternach / in seiner Historia Luxemburgensi, daß der grosse und sehr berühmte dem Mond geweyhete Tempel allhie / eben von den jenigen erstlich erbauet worden seye; die auch die gewaltige Antiquität in dem Dorff Egel dieses Landes / von welcher unten / nicht lang nach Erbauung der uhralten Statt Trier auffgerichtet haben. Als die zu Arlon hernach Christen worden / haben sie gedachten Tempel / zusampt dem Altar abgebrochen / und an dessen statt / ein schöne Capell dem Heil. Märtyrer Basilio (al. Blasio) zu Ehren erbauet; welche / in dem Krieg der Frantzosen mit Käyser Carlen dem Fünfften geführt / von ihnen den Frantzosen / zusampt dem herrlichen / und sehr vesten Schloß / so zu oberst deß Bergs / auff welchem diese Statt erbauet / und fast in mitten derselben gestanden / und davon noch etwas übrigs da ist / zerbrochen / und verwüstet worden ist. Und wurde gedachter H. Basilius (al. Blasius) hernach in dem Carmeliten Closter / so dem Schloß nahend gelegen / verehret; allda die Burger allhie auch Sebastians Capellen erbauet haben. Besagtes Carmeliter-Closter aber hat König Johannes in Böheimb / ein geborner Graff von Lüzenburg / Anno 1342. gestifftet / so seine Gemahlin Beatrix, deß Hertzogs von Borbon Tochter / vollendet hat. Es ist aber dieses Closter auch durch die Frantzosen Anno 1558. (nach dem sie vorhero / und zwar das letzte mal im Jahr 1543. diesen Ort / durch Ubergab erobert) zusampt der Statt / elendiglich verbrant worden; und hat sie die Statt auch in den Jahren 1562. und 68. unversehene Feuersbrünsten gehabt; die aber die Burger nach und nach / wie auch die Mönche besagtes ihr Closter wieder erbaut haben. Es ist allhie die Pfarrkirche den heiligen Marco und Martino, zu Ehren geweihet / und ist ausser dem Stättlein noch eine schöne Kirch / auff dem Gotts-Acker. Und obwoln / wie gesagt / Arlon hoch / und gleichsam wie auff einem Berg / gegen dem Lande herumb zurechnen / ligt / so hat doch dieses Stättlein genug lebendiges Wasser. Und zu deme das Lager sehr lustig / so hat es auch fruchtbare Aecker / Wiesen / Wälder / Weyde / und andere gute Lebensmittel überflüssig herumb; und ligt dieser Ort nur 4. Meilen von seiner Haupt-Statt Luxemburg / gegen Morgen; und hat vom Abend und Mitternacht / den Ardenner Wald / und Lothringen von Mittag. Es seyn von hinnen gewesen Bartholomaeus Latomus, ein berühmter Mann / und deß Erasmi Roterodami guter Freund; und Maternus Cholinus, weyland deß Raths zu Cöln / und ein trefflicher Buchdrucker. Anno 1604. den 11. Novemb. eben auff dem Marckt / der jährlich an solchem Tag allhie gehalten wird / auch sehr berühmt / und ansehenlich ist / seynd 400. Holländische Reuter kommen / und haben unversehens zwey Thor eingenommen / etliche umbgebracht / etliche / sampt stattlicher Beuthe / mit sich gefangen hinweg geführt. Es hat dieses Stättlein Marggraffen Titel / und ein grosses Gebieth / in dem / unter andern Orten / auch das Stättlein Verton gelegen. Auff ein halbe Meil von Arlon / gegen Luxemburg / sihet man das Nonnen-Closter / und Abtey Bardenburg / Frantzösisch Claire Fontaine, genant / so Cistercienser Ordens / und ein sehr lustiger Orth in dem Gehöltz / allda in der Kirchen sehr alte Gräber etlicher vornehmer Personen / und sonderlich der Luxemburgischen Fürsten / zu sehen seyn. Soviel aber den obgedachten Ardenner Wald / eigentlich Hartzhain genandt / anbelangt / der sich / ehe man von Bastonac hieher gelanget / und ohngefehr anderthalb Meilen von Arlon / der Leute Sage nach / endet; so ist derselbe heutigs Tags bey weitem nicht so groß / als ihn die Alten beschrieben haben; bey denen er sich / vom Rhein an / mitten durch das Trierische Land biß gen Tornay erstrecket hat:

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_443.jpg&oldid=- (Version vom 1.3.2024)