Seite:Topographia Circuli Burgundici (Merian) 446.jpg

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und Streichwehren hat. Ligt wunderlich / und hat fast ein Ansehen wie ein Schloß; nahend dem vornehmen Ort / so man ins gemein Giuet nennet / welchen hochgedachter Käyser diesem Stättlein geben hat; wie theils schreiben: wiewol andere sagen / daß an dem Ort / wo jetzt Charlemont ligt / der berühmte Fleck Giuetum vorhin gestanden seye. Sihe Lud. Guicciardin. in Beschreibung der Graffschafft Namur; den Newen Atlantem Janssonii; den Georg. Braun / im 3. Theil seines Stättbuchs / und C. Ens in delic. apod. per Germ. pag. 89.


Chavancy, Chavancaeum, Frantzösisch Chauancy le Chasteau, zum Vnterscheid Chauancy S. Hubért, genannt / ist vor Jahren ein feines / auch mit Mauren und Gräben / zur defension wolverwahrtes Stättlein gewesen; jetzt aber ein offener Ort wie ein Dorff / hat aber ein Schloß / darinn vom Hertzogen zu Lützenburg / jetzt dem König in Spanien / Soldaten gehalten werden; denen / und diesem Ort / auch seinem gantzen Gebiet herumb / so weit / und sehr fruchtbar ist / ein vornehmen verständiger Mann auß dem Adel / der zugleich ein guter Soldat ist / mit dem Hauptmanns-Titul / pfleget vorgesetzt zu werden. Umbs Jahr 1595. haben die Holländer den Flecken / wie auch das Schloß / durch Vbergab / einkommen.


Chini, Chinii, Chiniacum, Diese an dem vornehmen / und Fischreichen Wasser Sumoiis, oder Semoye, gegen Sedan / und Mouson, gelegene Statt / ist vor Jahren mit Mauren / Thor / und Bollwercken / vom Arnulpho Burgundo, Graffen zu Chini, wol versehen worden / deren sie aber anjetzo beraubet ist. Die Vrsach dessen seyn die Krieg / so zwischen dem Graffen von Chini, und dem benachbarten Graffen von Barr / streng seyn geführet worden. Es seyn gleichwol noch allda 2. sehr grosse Thürne / und ein Priorat / so Anno 1097. fundirt worden: und hat die Gemeind zu Chiny diese sonderbare Freyheit / daß die Burger aller Anlagen befreyet seyn. Wird von 3. verständigen Männern / so sie die Geschwornen nennen / regiert. Es hat von diesem Ort die Graffschafft / so vor zeiten / wie allbereit angedeutet / eigne Grafen gehabt / und Comitatus Chiniacus genannt worden / den Nahmen / so ein Glied deß Römischen Reichs gewesen / auch nach Absterben der Gräfin Margarethen von Chini, und Loos / oder Lootz / ohne Kinder / demselben / gleich wie die andere besagte Graffschafft Loos / als ein Lehen / dem Stifft Lüttich heimbgefallen. Johannes Bertelius will / daß Wenceslaus, der Römisch / und Böhmisch König / umbs Jahr 1373. solche Graffschafft Chini dem Grafen Wenceslao zu Luxemburg geschenckt / und sie damaln dem Reich entzogen / und mit dem Hertzogthumb Luxemburg vereinbart habe; und lige die besagte Gräffin Margaretha in dieser Graffschafft Cistertienser Closter Gulden Thal / oder Aurea valle (dessen erster Abbt Anno 1131. Constantinus, vom H. Bernhardo dahin verordnet / gewesen) begraben. Es ist aber zu wissen / daß umb dieselbe Zeit noch Käyser Carl der Vierdte regiert hat / und gedachter sein Sohn / Käyser Wenceslaus erst Anno 1379. in die Käyserliche Regierung kommen ist; und also / wann es Käyser Wentzel gethan / solches erst lang nach dem gedachten 73. und vor dem 1384. müste geschehen seyn / in welchem gemelter Hertzog Wenceslaus zu Brabant / und Luzenburg / gestorben. Und hat er Bertelius, der doch ein Abbt in diesem Lande gewesen / noch einen andern / und gröbern Irrthumb / in dem er schreibet / daß deß Keysers Sigismundi andere Gemahlin / die Barbara / deß Königs in Sicilien Tochteer gewest seye; da ihme doch seiner Fürsten von Lüzenburg / darunter diese 2. Brüder waren / Sachen / vor andern / wol bekant seyn solten. Sonsten ist das Chinische Gebiet / so man ein Praepositur jetzt nennet / groß / fruchtbar / und lustig; darinn schöne Wälde / von grossem Vmbkreiß / und voll allerhand wilder Thier. Die Inwohner hierumb sagen / daß man in denselben Wäldern altes Gemäuer eines gar alten Castels sehe; welches von den 4. berühmbten

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Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_446.jpg&oldid=- (Version vom 1.3.2024)