Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 037.jpg

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aus heiliger Schrifft, daß solches nichts denn Lügen sind.[1] Was daher zu unsern Zeiten durch einen ausserordentlichen Einfluß GOttes über die Kräffte der Natur zu geschehen pfleget, sind Würckungen einer sonderbahren göttlichen Vorsehung, welche bloß im weitläufftigern Verstande Wunder genennet werden.


§. 15.

Wenn wir das Kauen und Schmatzen der Todten unter die göttlichen Wunder zehlen wolten, müste es entweder ein Wunderwerck der Lehre oder ein Wunderwerck der Vorsehung seyn.[2] Daß die Wunderwercke der Lehre schon längst in der Kirche auffgehört, haben wir bereits angezeigt. Alleine gesetzt, daß es dergleichen noch gebe, so läst sich doch aus allen Umständen schliessen, daß wenigstens das Kauen und Schmatzen der Todten nicht darunter zu zehlen sey. Denn ein iedwedes göttliches Wunderwerck, in engerm Verstande bestätiget 1) das Ansehen der göttl. Wahrheit, 2) wird es durch einen unmittelbar von GOtt und Christo gesendeten Propheten oder Apostel verrichtet, und 3) überzeugt es alle, die es sehen und hören, von seiner Wahrheit und Richtigkeit. Wir brauchen keines Beweises, weil die Nothwendigkeit dieser Eigenschafften aus der heil. Schrifft sattsam dargethan werden kan.


  1. 2. Thess. II. 9. Math. XXIV. 24. Apoc. XIII. 13. 14.
  2. Miraculum doctrinæ aut miraculum providentiæ.