Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 039.jpg

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Aber was soll aus dem Kauen und Schmatzen der Todten vor ein Glaube entstehen? Was soll uns daraus vor Heil zufliessen? Den schnellen Tod haben die Menschen noch niemahls unter die sonderbahren göttlichen Wohlthaten gerechnet, sonderlich einen solchen gewaltsamen, wie dergleichen die Menschen durch das Kauen und Schmatzen der Todten zu betreffen pflegt. Von dem Glauben aber, der dadurch erweckt werden soll, können wir gar nichts sagen. Man mag es eher einen Aberglauben als wahren Glauben nennen, wenn der Todten Freßigkeit in Gräbern hiervon etwas in denen Hertzen der alten Weiber erwecken solte. Unser Glaube ist genugsam aus den Schrifften Mosis und derer Propheten bestätiget, und wenn wir diese nicht hören wollen, werden wir auch denen Todten nicht glauben, wenn sie gleich aus den Gräbern wieder kämen und uns predigten.


§. 17.

Die andere Art der wahren Wunderwercke hat mit der göttlichen Vorsehung zu thun, die wir deßwegen Wunderwercke der Providentz genennet. Es sind dieselbigen nichts anders als Exempel der sonderbahren göttl. Vorsehung, welche über die gewöhnliche Ordnung der Natur zu Erhaltung und Bewahrung unsers Leibes und Lebens zu geschehen pflegen. Zu einem Exempel hiervon dienet uns dasjenige Mägdgen, welches vor weniger Zeit in der Marck Brandenburg von einem räuberischen Wolffe rücklings