Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 049.jpg

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Nacht-Gespenste auff sie gefallen sey und sie biß auff den Tod gewürget habe. Aber wer will doch solche Würckungen einem gütigen Geiste zuschreiben, und wer erkennet nicht sattsam aus diesen Klauen den höllischen Löwen, wenn man würcklich denen Geistern hier etwas zuschreiben wolte?


§. 25.

Alles demnach, was von denen kauenden und schmatzenden Todten zu mercken ist, muß aus der Cörperlichen Welt erkläret werden. Ehe wir aber in Thesi etwas setzen, haben wir vor allen Dingen auff die Seite zu räumen, was der menschliche Aberglaube entweder aus einer betrogenen Phantasie oder aus einer vorgefasten Meinung diesem Wunder der Natur angedichtet hat. Hieher gehört 1.) daß dergleichen Todte mit einem hellen Laut kauen, 2.) ihre Sterbe-Kleider mit dem Munde fressen, 3.) insgemein von weiblichen Geschlechte seyn, 4.) vornehmlich zu Pest-Zeiten existiren und 5.) keinen anderen als der nechsten Anverwandten Tod verursachen sollen. Was das erste anbetrifft, so stimmen alle Nachrichten von denen schmatzenden Todten überein, daß sie in den Gräbern nach Art der Schweine mit einem hellen Laut mit den Zähnen kauen, daher sie auch die schmatzenden Todten genennet worden sind. Alleine das neueste Exempel, das wir neulich aus Hungarn bekommen, gedencket