Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 081.jpg

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gemacht worden. Denn zu der Zeit, wenn die Pest im gantzen Lande grassirt und in Menge die Menschen nach einander hinreist, so werden vielmahls die todten Cörper unbegraben gelassen. Wenn nun die Todtengräber alsdenn Tag und Nacht auff den Begräbniß-Plätzen ihr Amt verrichten und gleichsam mitten unter den Todten sich befinden, so ist es kein Wunder, wenn zur selbigen Zeit das Kauen und Schmatzen der Todten am meisten wahrgenommen worden. Denn die Wunder der Todten können sich zu keiner Zeit besser offenbahren, als zu solchen kläglichen Pest-Zeiten. Immittelst hat dieses Anlaß gegeben zu glauben, daß das Kauen und Schmatzen der Todten nicht nur eine Ursache der ansteckenden Seuche sey, sondern daß auch dieselbe so lange dauren werden, biß nach weggenommener Ursache die schädliche Würckung selbst auffhöre. Alleine es ist ein Irrthum und etwas unanständiges vor einen gelehrten Mann, wenn er solchen einfältigen Meinungen Beyfall geben will. Die Sache hat keinen Grund der Wahrheit, weil eben so viel Exempel von Todten, die ausser der Pest-Zeit geschmatzet, verhanden sind, als von denen Scribenten beygebracht werden, die es nur zur Pest-Zeit gethan. Wir wollen uns vorietzund nur auff das eintzige Hungarische Exempel beziehen. Denn von solchem lesen wir, daß es weder zur Pest-Zeit geschehen, noch vor eine Ursache der Pest gehalten worden, ob gleich sonst der Pöbel