Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 096.jpg

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§. 4.

Aber wer solte nicht daraus leichte erkennen können, daß auch die Heyden und Ketzer auf solche Weise sich mit der Unverweßlichkeit ihrer Leiber groß machen könten? Daß dieses ein sehr falsches und höchst ungewisses Zeichen der Heiligkeit, Unschuld und Tugend sey, haben selbst viele unter denen Papisten erkannt. Also bezeugt unter andern Caspar a Rejes[1] ausdrücklich, „daß die Daurung der Cörper nach dem Tode vor kein eigentliches Zeichen der Heiligkeit und Unschuld des Lebens zu halten sey, wo man nicht zugleich aus andern Nachrichten und vorher gewusten Dingen die Richtigkeit und Unsträflichkeit des Lebens erkannt: Denn es kan GOtt einem gnädig seyn, wenn auch gleich sein Leib verweset: Die Heiligen verabscheuen nicht den Natur- sondern den Sünden-Gestanck.“ Nam putrefacto licet corpore, possit quis Deo maxime quoque gratus esse: sancti enim non abhorrent fœtorem naturæ sed culpæ. Hiermit stimmt auch der gelehrte P. Johannes Mabillon in seiner, unter verdecktem Nahmen herausgegebenen, Epistel de Cultu Sanctorum Ignotorum[2] überein, dessen Meinung zum Vortheil der Rechtgläubigkeit seiner Kirche zu erklären, sich


  1. in Camp. Elys. quast. 34. n. 76. p. 412. sg.
  2. Siehe Deutsche Act. Erul. T. VII. P. 82. p. 619. sqq.