aus verschiedenen natürlichen Ursachen eine Zeitlang von der Verwesung verschont geblieben und noch ferner verschont bleiben könne, so lange nehmlich die Ursachen, die solches würcken, nicht aufgehöret. Die Exempel, welche wir in grosser Menge bey dem Garmanno c. l. beysammen finden, bestätigen dieses sattsam. Die Geschichte der Heiligen wollen wir hierbey nicht zu Rathe ziehen, weil ihre Glaubwürdigkeit nicht zum besten gegründet ist. Daß wir nur ein eintzig Exempel daraus anführen, so schreibet Petrus de la Valle[1] von dem heil. Spiridion also: „Man verehrt in Corfu den Leichnam des heil. Spiridions, dessen Fleisch annoch so lebhafft und frisch ist, daß, wenn man das dicke Fleisch am Schenckel angreifft, dasselbe den Fingern etwas nachgiebt und alsbald wieder in seine vorige Stelle kömmt.“ Jedoch wir können uns nicht entsinnen, etwas davon in des gelehrten Herrn L. Siberi Buche von dem Leben des heil. Spiridionis gelesen zu haben.[2]
Jedoch dem sey, wie ihm wolle, so sind doch würcklich Exempel verhanden von todten Cörpern, die viele Jahre unverweset geblieben.
Michael Ranft: Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern. Leipzig 1734, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tractat_von_dem_Kauen_und_Schmatzen_der_Todten_in_Gr%C3%A4bern_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)