Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 131.jpg

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welchen man so vielmahl angemerckt, daß sie lange nach der Menschen Tode gelebet und gewachsen haben.[1] Eben dieses wird auch von denen Nägeln bekräfftiget. Denn es bestehen die Nägel und Haare aus einerley, nemlich einer klebrichten Materie, weil sie, wenn man sie kochet, eine Sultz oder Gallert von sich geben. Siehe FRANC. MERC. HELMONT. in Alph. Nat. coll. 14. p. 132. Hippocrates nennet es daher einen zähen Rotz, mucum glutinosum. Immittelst wird iederman Garmanno[2] leichte zugestehen, daß der Leim, der aus den Haaren gekocht wird, nicht so viel irdischen Unflath bey sich führe, als der aus den Nägeln gekocht wird: man wird auch Jo. Dolæo.[3] glauben, daß die Haare und der Bart einerley Nutriment haben. Bey so gestalten Sachen hat man nicht Ursache, solches an unserm Plogojowitz in Verwunderung zu ziehen.


§. 31.

Was aber die Haut an demselben betrifft, so hat sie gantz abgeschählt geschienen. Darüber wird man sich gleichfalls nicht verwundern, wenn man die Natur und Structur der Haut in Betrachtung zieht. Denn die Haut besteht aus lauter nervösen Fibern oder Fäsichen, welche wunderbahrer Weise in einander verwickelt sind,[4] und ist gleichsam das allgemeine Emunctorium des Geblüts, durch welches vermittelst des


  1. Siehe GARMANN. Lib. I. Tit. I. p. 20.
  2. Lib. I. c. X. p. 274.
  3. in Encycl. Chir. L. I. c. 2. p. 27.
  4. S HEISTERUM in Compend. Anatom. p. 46.