Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 156.jpg

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mehr mächtig sind, sondern täglich als träumende mit vielen falschen Gesichtern umgetrieben werden.


§. 51.

Dieses glauben wir auch, sey dem Volcke in Hungarn, das den verstorbenen Plogojowitz eines Mords der Seinigen beschuldiget, begegnet. Es ist dieser gute Mann entweder eines sehr plötzlichen oder gewaltsamen Todes gestorben. Er mag nun eines Todes von beyden gestorben seyn, welches er will, so hat derselbe bey denen Hinterlassenen gar leichte solche Gesichter und Schreck-Bilder verursachen können, wie sie ihnen nach dessen Tode würcklich vorgekommen sind. Der plötzliche Tod würcket in denen Hinterlassenen gemeiniglich Bekümmerniß. Die Bekümmerniß führet Traurigkeit bey sich. Die Traurigkeit zeuget Melancholie. Die Melancholie verursachet unruhige Nächte und schwere Träume. Und durch schwere Träume werden die Kräffte des Leibes und der Seelen dergestalt geschwächt, daß nicht nur Kranckheit, sondern auch der Tod selbst daraus erfolget. Uberdiß entstehet der plötzliche Tod aus hitzigen Kranckheiten, deren Malignität gemeiniglich ansteckend ist, insonderheit wenn das Gemüthe sich dafür allzu sehr scheuet und fürchtet, wie in allen Arten der Masern und Pocken zu sehen ist. Es pflegt auch in solchen hitzigen Kranckheiten die Hitze des Leibes das Gehirne einzunehmen und es