Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 163.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der verblichene Leib einer gewissen Weibes-Person aus dem Dorffe Rhezur hinaus getragen, und in der Vor-Stadt zu Lemberg an die Kirche der Erhöhung des Creutzes begraben. Bald darauff fieng die Pest an, in denen benachbarten Häusern zu wüten. Diejenigen, so es angienge, muthmasseten, es müsse dieses Weib eine Hexe gewesen seyn. Es ward der Cörper wieder ausgegraben und nackend befunden. Jedweder schlosse daraus, sie müsse ihre Kleider gefressen haben. Sie stossen ihr daher das Haupt mit einer Grabschauffel ab und begraben sie wiederum, worauff die Pest auffhöret.“ Daß es der Pöbel in Hungarn nicht viel anders gemacht, haben wir oben vernommen. Denn so bald derselbe davor gehalten, er habe die Ursache des Todes der Seinigen gefunden, hat man einen Pfahl gespitzt, und damit den Cörper durchstochen, und zwar mit solchem Grimm, daß es daran nicht genung gewesen, sondern man ihn auch auff einen Scheiter-Hauffen gesetzet und zu Asche verbrannt.


§. 57.

Ob darinnen ein Fehler vorgegangen, ist nicht nöthig zu fragen. Es argwohnet dieses zwar der Kayserl. Provisor zu Ende seiner Relation, aber wir halten eben nicht dafür, daß er solches zu thun Ursache gehabt. Denn ob sie gleich an sich selbst einen grossen Irthum geheget und in einem grossen Vorurtheil gesteckt, so