Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 168.jpg

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Das Beste in diesem Fall ist, daß man eine aufrichtige Versöhnung mit denen Sterbenden stiffte und alles, was widriges vorher gegangen, in gäntzliche Vergessenheit stelle. Denn auff solche Weise entschlaffen dieselben mit versöhntem Hertzen und haben nach nichts weiter in dieser Welt eine Begierde. Ihre Einbildung bleibt schlaffend und in Ermangelung einer Ursache kan sie niemahls in einen lebenden Menschen würckend werden.[1] Ubrigens, wenn ja sich etwas zuträgt, das zu unserm Phænomeno Masticationis gehöret, ist am rathsamsten, daß man sich wenig darum bekümmere. Denn alle Gemüths-Bewegung ist gleichsam der magischen Würckungen Nahrung. Wenn aber auch dieses nichts helffen will, so wird endlich das Beste seyn, daß man den Cörper ausgrabe und dessen schädlichen Würckungen durch eine völlige Zernichtung ein Ende mache.

Dieses ist es, was ich von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern dem geneigten Leser zu communiciren in Willens gehabt.


S. D. G.

  1. Optimum in tali casu nobis visum fuit infucata cum moribundis reconciliatio & quorumvis præteritorum in se oblivio. Sic placato corde placide obdormiunt & ulterius in vita hac nihil appetunt. Imaginatio eorum manet sopita & cessante causa nunquam fit magice in vivos operans.