Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 204.jpg

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Chimere, die keinen Grund hat; zu geschweigen, daß auch der Saamen unmöglich spiritueux und fruchtbar bleiben kan, wenn er an die freye Lufft kömmt und nicht in dem Augenblick, da er ejiciret wird, in den uterum maternum fället.

Und eben dieses ist die Ursache, warum wir es vor ungereimt halten, zu glauben, daß ein kalter Saamen fruchtbar seyn solte. Alle Physici haben dargethan, daß aller männlicher Saame, wenn er fruchtbar seyn solle, einen Spiritum bey sich führen müsse, der, wenn er nicht so gleich ex urethra in uterum immittirt wird, verrauche und verschwinde. Es geschicht daher gleichsam bey ieder Conception auch eine Inspiration. Die Lebens-Geister der Leibes-Frucht, die concipirt werden soll, werden so gleich mit dem Saamen infundirt und eingehauchet. Wenn nun in dem Brieffe aus Hungarn erzehlet wird, es habe der verstorbene Mann seiner noch lebenden Frau beygewohnet und sie mit eißkaltem Saamen besaamet, so kan sie unmöglich davon schwanger worden seyn, weil der Saame nicht seine natürliche Wärme gehabt, und folglich nicht fruchtbar gewesen ist.

Nichts destoweniger wird erzehlt, daß das Weib nach Verlauff 40. Wochen ein Kind zur Welt gebohren. Alleine was soll das vor ein Kind gewesen seyn? Es hat die völlige Proportion eines Knabens und doch kein einiges Glied gehabt. Solcher gestalt ist es ohne Kopff, Hände und Füsse, ja, wie es in der Relation