Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 205.jpg

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selbst heißt, ein pures Stücke Fleisch gewesen, das nach dreyen Tagen, wie eine Wurst sich zusammen geruntzelt; welches vielleicht so viel heissen soll, als es ist eingetrocknet und verschrumpelt. Wer will hieraus schliessen, daß dieses ein wahres Kind gewesen?

Sollen wir unsere Gedancken auffrichtig von dieser Begebenheit entdecken, so halten wir entweder, wie wir bereits zum öfftern gedacht, die gantze Geschichte vor ein Mährgen, oder, so etwas davon wahr ist, so hat das Weib des jüngst verstorbenen Heyduckens mit einem andern zugehalten und, nachdem sie schwanger worden, aus Boßheit vorgegeben, ihr verstorbener Mann sey als ein Vampyr zu ihr gekommen und habe sie geschwängert. Weil sie nun darauff statt eines Kindes mit einer so genannten Mola niedergekommen, so hat sie ihr boßhafftiges Vorgeben um so vielmehr beschönigen können. Und wie schicket sich auch diese Begebenheit zu der Historie derer Vampyrs, da ja das Blutsaugen und Würgen derselben, der vornehmste Umstand ist, darum ihrer Meldung geschicht.

Dieses sind unsere wenigen Gedancken, die uns bey Durchlesung der neuesten Relationen aus Hungarn beygefallen sind. Nun wollen wir anderer gelehrter Leute Gedancken dargegen halten und sehen, wie dieselben damit übereinstimmen. Es sind viel und vielerley Schrifften davon ans Licht gekommen, deren Inhalt wir kürtzlich recensiren wollen. Der gelehrte Herr