Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 227.jpg

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ist. Inzwischen dependirt das menschliche Leben allerdings von der Seele, dieweil ein Mensch kein Mensch mehr ist, wenn ihm ein wesentlicher Theil desselben abgehet, sondern er bleibt nur ein Leib. Nun fragt es sich, ob ein Leib, der keine unsterbliche Seele mehr in sich hat, dennoch lebhafft seyn könne? Wir tragen nach unserer Hypothesi kein Bedencken, hierauff mit Ja zu antworten. Denn da der Mensch, wie wir bey unserer Relation erinnert, schon, ehe noch die Seele gewesen, geschaffen worden, so hat er, wenn man ihn an sich betrachtet, nicht anders seyn können als lebendig. Qualis enim causa, talis effectus. GOTT kan nichts todtes schaffen, der das Leben selber ist. Also muste in dem Leibe schon was lebendes d. i. ein Geist seyn, sonst wäre derselbe nicht ein Leib, sondern ein Bild, Statue oder dergleichen etwas gewesen. Der menschliche Leib besteht also aus einem Geist, den er mit allen andern Cörpern in der gantzen Natur gemein hat und der mit dem allgemeinen Welt-Geiste zusammen hangt. Wenn nun gleich der Mensch sein eigentlich so genanntes Leben verliehret, so behält er doch seine Vitalität, die er mit andern Cörpern gemein hat.“

Dieses ist beynahe von Wort zu Wort aus meiner II. Dissertation §. 15. - 17. p. 65. sqq. übersetzt und abgeschrieben worden. Denn da lautet es im Lateinischen also: Hominis corpus