Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 284.jpg

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von der Anwesenheit des Zuschauers und einer gifftigen Ausdünstung herrühret, als weil es Gelegenheit giebt, daß man durch die Betrachtung einer solchen Sache seine Imagination mit gleichen Bildern und Ideen anfüllt.

§. 30. erklärt er das Phænomenon derer Vampyrs nach seiner hypothesi folgender gestalt: „Wenn die Würgung und Absaugung des Bluts bey den Serviern lediglich in der Phantasey bestehet, so lernen wir aus beygebrachten Exempeln leichtlich, daß eine Verdickung u. Erstarrung der Leibes-Säffte die Einbildungs-Krafft in eine grosse Unordnung gebracht habe. Die Servier sind eine geraume Zeit unter den Türcken gestanden und haben von denselben den häuffigen Gebrauch des Opii angenommen. Daher sind ihre Cörper schon zu dergleichen Verdickung der Lebens-Geister geschickt gemacht. Uberdem ist es eine alte und unter dem gemeinen Manne gebräuchliche Erzehlung, daß die begrabenen Cörper, oder die Seelen derselben bey entstehenden Seuchen zurücke kehren und andern durch Absaugung des Bluts das Leben nehmen. So bald nun eine gleiche Seuche zum Vorschein kommt, daran die Leute geschwinde sterben und ersticken, so erinnern sich die Leute der alten Legende von den Vampyrs. Die Seuche wird fortgepflantzet theils durch Bestreichung mit dem Blute eines dergleichen angesteckten Cörpers, theils durch die Nutzung des angesteckten