Seite:Tragoedien nebst einem lyrischen Intermezzo 013.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
140
Und an der Stätte wo der Mord geschah,

Pflanzt’ ich ein Kreuz, zum ewigen Gedächtniß.
     Den Mörder Ratcliff suchte ich vergebens.
Man hatte ihn zuletzt gesehn in London,
Wo er, nach seiner Mutter Tod, sein Erbtheil

145
In Saus und Braus verpraßte, und nachher

Von Spiel und Borg, und gar, wie ein’ge sagen,
Vom ritterlichen Straßenraube lebte.
     Verstrichen waren seit der Zeit zwey Jahre,
Und Mord und Mörder waren fast vergessen,

150
Da kam hierher in unser Schloß Lord Duncan,

Hielt bey mir an um meiner Tochter Hand.
Ich will’gte ein und mir gelang es auch
Marias Jawort einem Mann’ zu schaffen,
Der aus dem Stamm’ der Schottenkön’ge sproßt.

155
Doch wehe uns! Bald stand am Hochaltar’,

Festlich geschmückt, die heimlich bange Braut –
Und Duncan lag am Schwarzenstein erschlagen!

Douglas.
Entsetzlich!

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)