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So liebend, so verheißend! Aug’ in Auge
Und Seel’ in Seele tauchten wir. O Gott!
     Das dunkle Urgeheimniß meines Lebens
War plötzlich mir erschlossen, und verständlich

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War mir der Gang der Vögel, und die Sprache

Der Blumen, und der Liebesgruß der Sterne,[1]
Der Hauch des Zephyrs und des Baches Murmeln,
Und meiner eignen Brust geheimes Seufzen!
Wie Kinder jauchzten wir, und spielten wir.

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Wir suchten uns, und fanden uns im Garten.

Sie gab mir Blumen, Myrten, Locken, Küsse;
Die Küsse gab ich doppelt ihr zurück.
Und endlich sank ich hin vor ihr auf’s Knie,
Und bat: O sprich, Maria, liebst du mich?
     (Versinkt in Träumerey.)

Lesley.

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Da hätt’ ich dich doch sehen mögen, Ratcliff,

Die starken Fäuste bittend fromm gefalten,
Das funkelnd wilde Aug’ sehnsüchtig schmachtend,
Und zärtlich sanft die Stimm’, die auf der Landstraß
Dem reichen Lord so schrecklich in’s Gehör schallt.

Anmerkungen (Wikisource)

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Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_031.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)