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Liege zu ihren Füßen? Kleine Füße,

Seyd Ihr nicht Nebel, die der Wahnsinn bildet,
Und die zerrinnen wenn ich sie umfasse?

Maria.
     (Beschwichtigend und ihm den Kopf mit dem Schleyer verbindend.)
Bleib’ ruhig. An den goldnen, hübschen Locken
Klebt Blut. Lieg’ still; du machst mich selber blutig.

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Ja, wenn du still liegst, küß’ ich dich auf’s Auge.

     (Sie küßt ihn.)

Ratcliff.
Mir ist die Nacht vom Auge fortgeküßt;
Die Sonne kann ich wieder sehn – Maria!

Maria.
     (Wie aus einem Traume aufgeschreckt.)
Maria? Und du bist auch der William Ratcliff?
     (Hält sich die Augen zu.)
O das ist gar zu traurig!
     (Schaudernd.)
O das ist gar zu traurig! Fort! geh fort?

Ratcliff.
     (Springt auf und umschlingt sie.)

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Ich weiche nicht! Ich hab dich lieb, Maria,
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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_059.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)