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     XX.

     Warum sind denn die Rosen so blaß,
O sprich, mein Lieb, warum?
Warum sind denn im grünen Gras
Die blauen Veilchen so stumm?

5
     Warum singt denn mit so kläglichem Laut

Die Lerche in der Luft?
Warum steigt denn aus dem Balsamkraut
Hervor ein Leichenduft?

     Warum scheint denn die Sonn’ auf die Au’

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So kalt und verdrießlich herab?

Warum ist denn die Erde so grau,
Und öde wie ein Grab?

     Warum bin ich selbst so krank und so trüb’,
Mein liebes Liebchen, sprich?

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O sprich, mein Herzallerliebstes Lieb,

Warum verließest du mich?

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_085.jpg&oldid=- (Version vom 10.11.2016)