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Hassan.
Es sind die Reste jener treuen Diener,
Die Allah noch in diesem Land besitzt.

105
Ach! ihre Zahl ist gring, und täglich schmilzt sie;

Derweil die Zahl der Schelme täglich anschwillt.

Almansor.
Wie tief bist du gesunken! O Granada!

Hassan.
Wohl sinken muß die Stadt, wo Doppelfeinde,
Wo drinnen Zwietracht, draußen Arglist, wüthen.

110
O! Fluch der Nacht, wo diese Weiberarglist

Mit Männerhabsucht süß gebuhlt; O! Fluch
Der Nacht, wo das Verderben von Granada,
In solcher Glutumarmung, ward berathen;
O! Fluch der Nacht, wo einst in’s Brautbett stieg

115
Don Ferdinand zu Donna Isabella!

Wo solches Paar der Zwietracht Funken schür’t,
Da flackert bald in Flammen auf das Haus.
Nicht durch den Speer des kräftigen Leoners,
Nicht durch des stolzen Arragoniers Lanze,

120
Nicht durch das Schwert kastilscher Ritterschaft, –
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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)