Seite:Tragoedien nebst einem lyrischen Intermezzo 148.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hassan.
Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.

Almansor.

245
Am Ende kam die allerschlimmste Bothschaft:

     (stockt.)
Daß auch der gute Aly Christ geworden.
     (Pause.)
Da quoll kein Tropfen aus des Vaters Augen,
Kein Klagelaut entstahl sich seinem Mund’,
Kein Haar entraufte er dem greisen Haupte; –

250
Nur seine Antlitzmuskeln zuckten krampfhaft,

Und wildverzerrt, und schneidend brach hervor
Aus seiner Brust ein gellendes Gelächter.
Und wie ich mich mit leisem Weinen nahte,
Ergriff’s wie Wahnsinnwuth den armen Vater.

255
Er zog den Dolch und nannt’ mich „Schlangenbrut“

Und wollt’ mir schon die Brust durchstoßen, – plötzlich
Zog sich’s wie sanftrer Schmerz um seine Lippen.
„Du, Knabe, sollst die Schuld nicht büßen,“ sprach er,
Und wankte fort nach seiner stillen Kammer.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)