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D. Enrique.
Nicht minder schön und herrlich war der Name,
Den jedermann Euch gab, dem guten Aly.

Aly.
Ja, ja! den guten Aly nannt man mich!
Doch hätt’ man mich mit besserm Recht genannt:

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Den Glücklichen. Denn Aly war einst glücklich,

Durch Freundschaft und durch Liebe.
Durch Freundschaft und durch Liebe. Einen Freund,
Den seltensten der Schätze, gab mir Gott.
Und auch ein Weib, ein Weib, so schön, so mild –
Nein, Sünde ist es, sie ein Weib zu nennen –

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Ein Engel lag an meinem sel’gen Herzen;

Und auch noch Vaterfreuden sollt’ ich fühlen.
Mein holdes Weib gebar mir einen Knaben;
Sie selber aber wurde bleich und bleicher, –
Und starb.
Und starb. Da goß der Freund mir Trost in’s Herz,

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Und da sein Weib, just zu derselben Zeit,

Ein Töchterchen gebar, hat diese Gute
Zu sich genommen mein verwaistes Kind,

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)