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Er wolle nie der Gottesläugnerinn,
Der eignen Tochter Antlitz wiedersehn,
Er wolle fliehen aus dem Land’ der Schlangen,

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Und meinen Sohn, das eigne Pflegekind,

Den wolle er dem Zorne Allahs opfern,
Und mit des Sohnes Blut den Vater sühnen.
Und Wort gehalten hat der Wütherich!
Vergebens eilte ich nach seinem Schlosse;

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Er war entflohn, entflohn mit seiner Beute.

Ich sah den armen Knaben nimmer wieder;
Und Krämer einst, die von Marocko kamen,
Erzählten mir vom Tode meines Sohns.

Don Enrique.
     (Mit affektirtem Schmerze.)
O schrecklich! schrecklich! Rührung übermannt mich!

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Mein Herz verblutet! Und Ihr habt Euch nicht

Furchtbar gerächt an diesen Wütherich?
Ihr hattet ja des Buben eigne Tochter
In der Gewalt? Wie habt Ihr da gehandelt?

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)