Nacht. Alys Schloß von außen. Die Fenster sind erleuchtet. Fröhliche Tanzmusik im Schlosse. Almansor steht sinnend davor. Die Musik schweigt.
Almansor.
Fürwahr, recht hübsch ist die Musik. Nur Schade,
Hör’ ich der Zimbeln hüpfend helles Klingen,
Fühl’ ich im Herzen tausend Natterstiche;
Hör’ ich der Geigen langsam weiche Töne,
Hör’ ich dazwischen die Trompeten schmettern,
Zuckt’s mir durch Mark und Bein, wie’n rascher Blitz;
Und hör’ ich dröhnend dumpf die Pauken donnern,
So fallen Keulenschläge auf mein Haupt.
(Wechselnd nach dem Schlosse und nach seiner Brust zeigend.)
Dort wohnt die Lust mit ihren Harfentönen;
Hier wohnt der Schmerz mit seinen gift’gen Schlangen.
Dort wohnt das Licht mit seinen goldnen Lampen;
Hier wohnt die Nacht mit ihrem dunkeln Brüten.
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)