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     (Sieht ihn kaltlächelnd an.)
Die Mauerbrecher, Señor, kennt Ihr noch
Die Documente, die ich ausgefertigt,

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Mit alter Schrift und mit erlosch’ner Dinte,

Die vorsätzlich im Schloß verlornen Briefe,
Die Don Gonzalvo fand, und draus ersah –
     (Lachend.)
Ja, Señor, mir, mir habt Ihr es zu danken
Daß Ihr ein Prinz geworden; – Seyd jetzt folgsam;

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Sprecht nur wie ich’s Euch habe einstudiert;

Sprecht viel von Religion und von Moral;
Zeigt jene Wunden oft, die Euch im Zuchthaus
Der Büttel schlug, und nennt sie heil’ge Narben,
Die Ihr im Feldzug für die gute Sache

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Erbeutet habt; sprecht viel von der Courage;

Vor allem aber kräuselt oft den Schnautzbart.

Don Enrique.
Ich beuge mich vor Eurer Klugheit, Señor.
Nur kann ich noch Eu’r Kunststück nicht begreifen,
Wie Ihr den Pfaffen in’s Intresse zoget?

Don Diego.

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Die Pfaffen sind ja auch vom Handwerk, Señor,
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Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)