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O, glaube mir, an jenem kalten Leichnahm

Kann sich erwärmen eine ganze Menschheit,
Aus jenem Blute sprossen schön’re Blumen,
Als aus Alradschids stolzen Gartenbeeten,
Und aus den Augen jenes traur’gen Weibes

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Fließt wunderbar ein süß’res Rosenöhl,

Als alle Rosen Schiras liefern könnten.
Auch du hast Theil, Almansor ben Abdullah,
An jenem ew’gen Leib und ew’gen Blute,
Auch du kannst setzen dich zu Tisch mit Engeln,

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Und Gottesbrod und Gotteswein genießen,

Auch du darfst wohnen in der Sel’gen Halle,
Und, gegen Satans starke Höllenmacht,
Schützt dich mit ew’gem Gastrecht Jesu Christ,
Wenn du genossen hast sein „Brod und Wein.“

Almansor.

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Du sprachest aus, Zuleima, jenes Wort,

Das Welten schafft und Welten hält zusammen;
Du sprachest aus das große Wörtlein „Liebe!“
Und tausend Engel singen’s jauchzend nach,
Und in den Himmeln klingt es schallend wieder;

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)